Tanzen: Rausch aus Farben und Eleganz

Beim 10. „danceComp“ in der Stadthalle begeistern die Tänzer das Publikum in der Stadthalle.

Wuppertal. Drei Tage lang war die Historische Stadthalle erfüllt von Musik, einem Rausch von Farben, Eleganz und sportlichen Höchstleistungen: Der 10. „danceComp“ mit 63 nationalen und internationalen Turnieren, ausgetragen in allen drei Sälen von Wuppertals guter Stube, hatte 2400 Paare aus ganz Europa, sogar eines aus den USA, auf den Johannisberg gelockt und den zahlreichen Tanzbegeisterten viele Stunden ästhetischen Genusses beschert.

Schon am Freitagnachmittag ging es los mit einem wahren Mammutturnier, den WDSF Open der Seniorenklasse III, für das allein 128 Paare gemeldet hatten. Ein Wettbewerb, der mit allen Vor-, Zwischen-, Vorschluss- und Finalrunden über mehrere Stunden ging, ehe Anne und Jari Redsven aus Finnland als strahlenden Sieger gekürt wurden.

Doch das Hauptaugenmerk richtete sich auf den Europa-Cup in den Standardtänzen, in dem die Zuschauer gespannt darauf warteten, ob sich die Amateur-Weltmeister Claudia Köhler und Benedetto Ferruggia auch bei den Profis behaupten würden. Es war nach einem Debütsieg in Italien ihr erster Auftritt in Deutschland, und den inszenierte Joachim Llambi, gefürchteter Juror aus dem RTL-Format „Let’s dance“, besonders stilvoll, als er die 25 teilnehmenden internationalen Paare über die rot ausgekleidete Treppe von der Bühne aufs glänzende Parkett schreiten ließ und einzeln vorstellte.

Tosender Applaus begrüßte das deutsche Paar, das auch schon bei früheren Gelegenheiten in der Stadthalle aufgetreten war. Und als die Profidebütanten gleich beim ersten Tanz, dem langsamen Walzer über die Tanzfläche mit der Ausstrahlung der späteren Sieger schwebten und begeistert gefeiert wurden, da waren sie schon in der Favoritenrolle. „Die haben den anderen gleich gezeigt, wo es lang geht“, sagte Llambi und prognostizierte: „Ich denke, dass die das gewinnen.“

Eine Ansicht, die sich im Laufe der vier Durchgänge immer mehr stabilisierte. Als Claudia und Benedetto beim technisch anspruchsvollen Quickstep Schrittkombinationen in so rasender Geschwindigkeit zeigten, die mit bloßem Auge kaum zu verfolgen waren, da war das fachkundige Publikum geradezu fasziniert. 0.30 zeigte die Uhr, als fest stand, dass die ehemaligen Amateure mit ausschließlich Einsen die starke Konkurrenz aus Litauen, Linia Chatkeviciaute und Donetas Vezelis, und Italien, Cinzia Bizarelli und Iasaia Berardi, auf Silber- und Bronzeplätze verwiesen hatten.

„Man war in der Tanzszene gespannt, ob wir uns noch mal steigern konnten“, meinte Claudia Köhler und fügte lächelnd hinzu: „Ich denke, dass uns das gelungen ist.“

An den Plänen für die Zukunft ließ die hinreißende Dunkelhaarige in ihrem Traum aus Grün und Weiß keine Zweifel: „Wir wollen auch bei den Profis Weltmeister werden.“ Und ein Kompliment für die Stadthalle hatte sie auch parat. „Diese Atmosphäre in Deutschlands schönstem Tanzsaal beflügelt einfach.“

25 Paare bei einem Topturnier — das ist für die Wertungsrichter überschaubar. Doch was, wenn 160 und mehr Paare am Start und jeweils 16 auf dem Parkett versammelt sind? „Das ist eine Sache der Erfahrung“, so die polnische Wettkampfrichterin Justyna Hawkins, die wie ihre zahlreichen Kollegen mit einem Handy ähnlichen Gerät ausgerüstet war, auf dessen Display die Startnummern der jeweils Aktiven stehen. „Da werden dann die Paare angeklickt, die man in der nächsten Runde sehen will“, erklärte Turnierleiter Norbert Jung. „Damit es gerecht zugeht, haben wir auch genug Wertungsrichter um die Fläche versammelt.“

Sind bei Standard Fracks für die Herren üblich, so sind dem Einfallsreichtum bei den fünf lateinamerikanischen Tänzen keine Grenzen gesetzt. Piratenkopftuch, bis zum Nabel geöffnetes Hemd, Kosaken-Kittel, farbig oder uni: alles ist erlaubt, und bei den Damen dominiert ohnehin ein fantasievolles „Nichts“.