Schwimmen Unteroffizier vom Lehn ist wieder im Training
Nach erfolgreich absolviertem Lehrgang ist der Bayer-Schwimmstar ab sofort voll im Team.
Wuppertal. Christian vom Lehn ist endgültig wieder in Wuppertal angekommen. Im September wechselte der Top-Schwimmer und „verlorene Sohn“ des SV Bayer von der SG Essen zurück zu seinem Heimatverein. Seit einer Woche ist er nun auch voll in den Trainingsbetrieb eingebunden, scheut auch die Trainingseinheiten um 5.30 Uhr nicht, die seine vielfach noch zur Schule gehenden Teamkollegen absolvieren, um auf die nötigen acht bis neun Einheiten pro Woche zu kommen.
„Im Moment heißt es vor allem, Kilometer schrubben und Grundlagen legen“, sagt der 24-Jährige. Nach Olympia im Sommer hatte er eine kurze Pause eingelegt und dann in den vergangenen drei Monaten in Hannover einen Feldwebellehrgang bei der Bundeswehr absolviert, wodurch er nur eingeschränkt trainieren konnte.
Den Lehrgang hat der Sportsoldat wie seine prominenten Kommilitonen, darunter die Nationalmannschafts-Schwimmer Christian Diener und Dorothea Brandt oder Kajak-Olympiasieger Tom Liebscher, bestanden. Vom Lehn darf sich jetzt Unteroffizier nennen. In Zeiten, in denen über Spitzensportförderung vieldiskutiert wird, ist vom Lehn froh, dass ihm die Bundeswehr die Möglichkeit bietet, Sport und berufliche Zukunft unter einen Hut zu bringen. „Für mich ist es sehr wichtig, dass ich mich darauf verlassen kann, dass ich mein Gehalt bekomme und mich daneben aufs Training konzentrieren kann“, sagt er.
Er ist wieder nach Wuppertal gezogen, in eine eigene Wohnung, die nicht weit vom Elternhaus entfernt ist. Daneben hat er die Freiheit, sein Studium fortzusetzen. Mittlerweile im neunten Semester studiert er in Duisburg Kognitions- und Medienwissenschaft, wobei er zuletzt zwei Urlaubssemester eingelegt hatte. Erst mit Semesterbeginn im Frühjahr will er auch das Studium wieder vorantreiben.
Bis dahin konzentriert sich vom Lehn mit Hilfe von Bayer-Trainer Michael Bryja und in Absprache mit Bundestrainer Henning Lambertz allein aufs Schwimmen. Sich für die WM 2017 zu qualifizieren, ist das Nahziel, perspektivisch peilt er Olympia 2020 an. „Es wäre schon toll, das Triple vollzumachen“, sagt der 24-Jährige, der 2012 in London erstmals dabeigewesen war.
Er will sich wieder stärker auf seine Spezialstrecke 200 Meter Brust konzentrieren, auf der er 2011 sensationell WM-Bronze geholt hatte. Für Rio hatte er sich nur über 100 Meter qualifizieren können. Dass er mit Marco Koch in seiner Disziplin den derzeit einzigen deutschen Ausnahmeschwimmer vor der Nase hat, sieht vom Lehn gelassen. „Marco hat den Druck, nicht ich.“
„Christian weiß, dass er gut etwas aufbauen muss“, sagt Bayer-Trainer Michael Bryja, freut sich aber, dass vom Lehn trotz des Trainingsrückstands natürlich das neue Zugpferd im Team ist. „Es macht Spaß zu sehen, wie sich die Jungen da im Training rankämpfen.“
„Ich fühle mich wohl mit der Truppe“, versichert Christian vom Lehn. Man sieht sich ja jetzt täglich. Gestern zur letzten Trainingseinheit vor Weihnachten, am Dienstag geht es dann mit vollem Pensum weiter. Erstes Ziel mit der Mannschaft ist Ende Januar die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft. Da soll mit vom Lehn der Wiederaufstieg in die Erste Liga gelingen.