Vereinssport Vereine mit Wucht getroffen

Wuppertal · Volkmar Schwarz, Geschäftsführer des Stadtsportbunds Wuppertal, zu den Auswirkungen des Lockdowns.

Das Training fällt durch den Teil-Lockdown im Amateursport aus.

Foto: dpa/Uwe Anspach

Zum zweiten Mal nach März müssen die Sportvereine ihren Trainings- und Kursbetrieb coronabedingt herunterfahren. Über die Auswirkungen sprachen wir mit dem Geschäftsführer des Stadtsportbunds Volkmar Schwarz.

Die vergangenen Monate waren für die Sportvereine turbulent und beschwerlich. Wie trifft sie der zweite Lockdown?

Volkmar Schwarz sorgt sich um den organisierten Sport.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Volkmar Schwarz: Auch wenn es sportartspezifische Unterschiede gibt, trifft es doch die allermeisten Vereine mit voller Wucht. Das Kerngeschäft der Sportvereine ist das Sporttreiben, ob im Gesundheits- und Breitensport, ob im Wettkampf- oder Leistungssport … und das alles kommt im Amateursport erneut nahezu komplett zum Erliegen. Vielfach auch mit finanziellen Folgen, etwa keine Einnahmen aus Sportkursangeboten, keine Zuschauereinnahmen, keine Einnahmen aus dem Cateringbereich, keine Einnahmen aus Tennishallenvermietung, keine Einnahmen aus der Bewirtschaftung der Vereinsheime und vieles mehr.

Was sind die vordringlichsten Probleme, die an den Stadtsportbund herangetragen werden?

Schwarz: Das sind die unterschiedlichen vereinsbezogenen Fragen nach Unterstützung, und wo bekomme ich welche Infos über die Vereinsarbeit insgesamt während der Corona-Krise her.

Das Land, beziehungsweise der Landessportbund hatten schon nach dem ersten Lockdown Hilfen angekündigt, für Vereine, die in finanzielle Not geraten. Haben das viele in Anspruch genommen und sind auch Gelder bereits geflossen? 

Schwarz: Ja. Auch der eine oder andere Wuppertaler Sportverein hat die Soforthilfe Sport in Anspruch genommen.

Wie wirkt sich die Situation auf die Mitgliedszahlen aus?

Schwarz: Diese Corona-Krise wird sicher auch Auswirkung auf die Mitgliederzahlen in den Vereinen haben. Aus unterschiedlichen Gründen: nicht jedes Vereinsmitglied wird es sich schlicht aus finanziellen Gründen leisten können, aus Solidaritätsgründen oder Verbundenheit seine Mitgliedschaft aufrecht zu erhalten; und wer eigentlich jetzt Vereinsmitglied werden möchte, wartet möglicherweise erst die weitere Entwicklung ab.

Was ist mit den Übungsleitern?

Schwarz: Wo kein Sport durchgeführt werden darf, sind auch Übungsleiter und Übungsleiterinnen, sind Trainer und Trainerinnen überwiegend beschäftigungslos und in den meisten Fällen auch ohne Honorareinnahmen.

Welche Strategien haben die Vereine entwickelt, um mit der Krise umzugehen?

Schwarz: Ach, das mit der Strategieentwicklung ist so eine Sache im Herbst und Winter. Angebote im Freien wie beim Lockdown im Frühjahr sind kaum bis gar nicht durchführbar, zumal auch hier ja nur Individualsport einzeln oder zu zweit erlaubt ist, etwa Yoga, Tennis oder Golf.

Wo können die Stadt und der Stadtsportbund helfen?

Schwarz: Im Gespräch bleiben, sich austauschen, sich auf den Re-Start vorbereiten.

Wird die Bedeutung des Sports für das Gemeinwohl aus Ihrer Sicht bei den Coronamaßnahmen ausreichend berücksichtigt?

Schwarz: Auch unter notwendiger Abwägung der Unabdingbarkeit der Kontaktreduzierung ist es immer noch in Teilen verkannt, wie wichtig das gemeinsame Sporttreiben insbesondere für Kinder und Jugendliche, aber auch für die Älteren ist. Nicht nur die dringend erforderliche Motorikförderung, sondern auch die gesundheitsfördernde und erhaltende Bewegung miteinander im Verein. Das Messen der sportlichen Kräfte im Wettkampf- und Leistungssport im Amateursport ist auch unter sozialpolitscher Sicht nicht hoch genug zu bewerten. Aber auch die vielfältigen Betreuungsaufgaben außerhalb der Sport- und Bewegungsangebote, die die Sportvereine gerade für die Kinder und Jugendlichen übernehmen, finden nur sehr bedingt Berücksichtigung in den entsprechenden Verordnungen. Und selbstverständlich wird nicht an jeder Stelle daran gedacht, dass der Vereinssport auch ein Motor einer Stadtgesellschaft ist; kommt dieser nachhaltig ins Stottern, könnte Solidarität und soziales Miteinander gehörig ins Wanken geraten.

Rechnen Sie damit, dass der Sportbetrieb nach dem November tatsächlich wieder hochgefahren werden kann?

Schwarz: Da halte ich es wie die Kanzlerin: darüber möchte ich heute noch nicht sprechen.