Vier Fäuste für Olympia 2012?
Olivia Luczak und Pinar Yilmaz träumen von den Spielen in London. Doch der Weg dorthin ist lang und steinig.
Wuppertal. Zwar werden Olivia Luczak (BSU Wuppertal) nicht so viele Steine in den Weg gelegt wie ihrer ASV-Kollegin Pinar Yilmaz, doch auch für die für Polen boxende Diplom-Ingenieurin ist der Weg zu den Olympischen Spielen 2012 in London mit einigen Hindernissen bestückt.
Gerade ist die Deutsch-Polin von der Europameisterschaft im Frauenboxen aus Rotterdam zurückgekehrt. Zufrieden ist die Weltergewichtlerin mit ihrem dortigen Abschneiden (sie hat das Viertelfinale erreicht) nicht. „Ich muss den letzten Kampf noch mal per Video analysieren“, meint sie zu ihrer 7:11-Punktniederlage gegen die Tschechin Martina Schmoranzowa.
Eigentlich wollte sie im November mit den anderen polnischen Boxerinnen an zwei Turnieren in Kalifornien und New York teilnehmen, um dort erstmals in der olympischen 60-Kilogramm-Kategorie zu starten, denn bei Olympia sind für das erstmals zugelassene Frauenboxen nur drei Gewichtsklassen vorgesehen. Olivia hat bisher in Deutschland und in Polen bisher rund zehn Meistertitel in der 64-Kilogramm-Klasse erkämpft, muss also „abspecken“, was angesichts ihrer austrainierten Figur eher absurd klingt. „Nachdem ich jetzt nach Rotterdam bis Montag eine Woche mit dem Training ausgesetzt habe, sind es zwar wieder 64 Kilo, aber das ist zu schaffen“, meint Luczak, und weiß auch genau wie. „Spezielle Diäten haben nichts gebracht, aber wenn ich auf Süßes und Kohlehydrate verzichte, klappt das.“
Allerdings hat ihr der polnische Nationalcoach für die USA abgesagt. „Das liegt wohl daran, das ich aus beruflichen Gründen nicht an jedem Trainingslager in Polen teilnehmen konnte“, mutmaßt die Wuppertalerin, die eine halbe Stelle an der Uni Wuppertal hat und für ihren Arbeitgeber, speziell für ihren Chef Professor Bert Leerkamp, voll des Lobes ist. „Ich kann die Zeit, die für Trainingslager und Kämpfe benötigt werden, vor- und nacharbeiten. Da wird immer sehr viel Verständnis aufgebracht.“
In Wuppertal trainiert sie täglich zweimal. „Morgens laufe ich eine Stunde, am Abend bin ich bei meinem Verein, der BSU, und meinem Heimtrainer Monsif Gammodi.“ Hartes Training ist auch vonnöten, denn zunächst muss sich Luczak im Februar bei den polnischen Meisterschaften gegen die beste Boxerin der 60-Kilogramm-Klasse, Karolina Graczyk, durchsetzen. „Die muss ich natürlich schlagen, um überhaupt für Polen nominiert zu werden. Ich kenne sie zwar, habe aber nur gegen sie gesparrt.“
Die nächste große Prüfung ist die Weltmeisterschaft in China vom 21. Mai bis zum 6. Juni. „Erst danach werden die Teilnehmerinnen an den Olympischen Spielen vom Verband bestimmt.“
Auch beruflich hat die knapp Dreißigjährige noch einiges vor. „Im kommenden Jahr will ich mit der Promotion beginnen“, und dann könnte es ähnlich wie bei den Klitschkos heißen: „In der blauen Ecke: Dr. Olivia Luczak.“
Für Wuppertals zweite Olympia-Boxhoffung, Pinar Yilmaz vom ASV, ist ebenfalls ihr Weg nach London klarer geworden. Nach dem Eklat beim Ausscheidungskampf gegen ihre deutsche Konkurrentin im Fliegengewicht bis 51 Kilogramm, Azize Nimani, als Yilmaz-Punktsieg von den Bundestrainern angefochten wurde, hatte sie sich in der vergangenen Woche mit dem Vizepräsidenten und dem Geschäftsführer des Deutschen Boxsportverbandes, Erich Dreke und Michael Müller, getroffen, um über Vergangenheit und Zukunft zu sprechen.
„Ich habe gesagt, was ich fühle, und das wurde akzeptiert“, so Yilmaz. Ihr wurde im Gegenzug mitgeteilt, wie sich der DBV das weitere Vorgehen vorstellt. Zunächst sollen sich beide Boxerinnen international bewähren, um ihre Chancen bei der WM, die einzige Olympia-Qualifikation ist, abschätzen zu können.
Nimani wird am 16. November zu einem Turnier nach Los Angeles reisen, Yilmaz ab 22. November beim vorolympischen Turnier in London boxen. „Das ist schon ein Hammer, aber man muss sich halt auch mit den Besten der Besten messen“, sagt die 23-Jährige. Danach soll es erneut zu einem direkten Kräftemessen zwischen Yilmaz und Nimani kommen. Ob das eventuell im Rahmen eines Viererturniers, zu dem noch zwei ausländische Boxerinnen hinzugezogen würden, passiert, wird noch überlegt. „Die Turnierform hätte sicherlich Vorteile, da man ja auch bei der WM oder bei Olympia an mehreren Tagen Leistung zeigen muss, aber letztlich ist mir der Modus egal“, sagt Yilmaz.
Auf jeden Fall soll der Kampf diesmal öffentlich ausgetragen werden. Das hatten auch der ASV und sein Anwalt angeregt, die sich nach dem Eklat beim Ausscheidungskampf auch an der Deutschen Olympischen Sportbund in Frankfurt gewandt hatten. ASV-Präsident Harald Nowoczin: „Dort war man sehr überrascht und will die weitere Entwicklung beobachten.“
Wichtig sei, dass Pinar Yilmaz nun eine neue Motivation habe und sich in Köln intensiv auf ihr neues Ziel vorbereiten könne. „Für mich geht es weiter, bis ich mein großes Ziel erreicht habe“, versichert sie.