Wuppertaler SV WSV-Gegner RWE steht vor dem Neuanfang
Am Sonntag (Anstoß 15 Uhr) steigt im Stadion am Zoo das Duell der Westrivalen. Das Hinspiel in Essen hatte der WSV mit 3:1 für sich entschieden.
Wuppertal. Mit 3:1 gewann der Wuppertaler SV am 6. August bei Rot-Weiss Essen das Hinspiel. Was damals wie eine Überraschung schien, ist mit Blick auf die gesamte Hinrunde im Nachhinein sportlich schlüssig. Während der WSV als Tabellendritter hinter den Aufstiegsaspiranten Viktoria Köln und Uerdingen das Verfolgerfeld anführt, hat sich RWE als Zwölfter erst in den vergangenen Wochen von der Abstiegszone absetzen können.
Drei Siege, ein Unentschieden und nur noch eine Niederlage — so lautet die Bilanz unter dem neuen Trainer Argirios Giannikis. „Die Ausbeute ist gut. Wir haben eine Basis für die nächsten Wochen gelegt, in denen wir weitere Schritte nach vorne machen wollen“, sagte Giannikis.
Der 37-jährige Deutsch-Grieche folgte im Oktober auf Sven Demandt. Mit dessen Entlassung taten sich die Verantwortlichen schwer, schließlich wurde in den elf Spielen unter Demandt neunmal nicht verloren. Bei sieben Remis aber tippelten die mit ambitionierten Zielen gestarteten Essener auf der Stelle. „Wir hatten es nicht annähernd geschafft, unser Leistungsvermögen konstant abzurufen“, erklärte Team-Manager Jürgen Lucas. Zu oft wurden Führungen verspielt, weil die Defensive durch individuelle Fehler unnötige Gegentreffer zuließ. So wie im August Jan-Steffen Meier, der einen Eckball verfehlte und dadurch WSV-Stürmer Christopher Kramer den Kopfball zum 1:1 erlaubte.
Meier — der von 2007 bis 2013 das WSV-Trikot trug — war damals noch im defensiven Mittelfeld aufgestellt. Giannikis aber setzt den 25-Jährigen in dem von ihm favorisierten 3-4-2-1-System als Innenverteidiger ein. Seitdem läuft es nicht nur bei Meier besser, die gesamte Mannschaft ist defensiv stabiler geworden. „Alle wirken konzentrierter und aggressiver“, meint Team-Manager Jürgen Lucas, und Angreifer Kai Pröger sagt: „Wir haben uns geschworen, dass jeder jedem helfen muss. Das hat jetzt leider etwas spät auch endlich jeder begriffen.“
Offenbar hatte Sven Demandt die Zügel etwas lockerer gelassen, während Giannikis deutlich mehr Disziplin einfordert. Das Training ist höher gefahren worden, die Übungseinheiten werden intensiver gestaltet. Allerdings lässt die Aussage Prögers auch den Schluss zu, dass die Spieler Demandts lange Leine wenig professionell ausgenutzt haben. „Alle müssen sich hinterfragen“, will Team-Manager Jürgen Lucas den schwarzen Peter dann auch nicht allein beim erfolglosen Vorgänger des neuen Trainers sehen.
Den sahen die Hardliner unter den Anhängern zudem im Vorstandsvorsitzenden Michael Welling. Seit 2010 führt Welling den Verein und hat ihn nach der Insolvenz wieder in wirtschaftlich ruhiges Fahrwasser gelenkt. Das allein aber reicht den Fans nicht mehr, sie wollen nach sechs Jahren Viertklassigkeit endlich aufsteigen. Dass dies wenig planbar ist, will nicht jeder verstehen — daher kam der angekündigte Rückzug Wellings dann auch trotz allem überraschend. „Die Entscheidung ist mir sehr schwer gefallen. Auch wenn wir sportlich nicht den Erfolg feiern konnten, den wir gerne gehabt hätten, so konnten wir seit der Insolvenz doch recht viel bewegen und aufbauen. Die Strukturen von RWE sind gefestigt, wenngleich sich natürlich immer etwas verbessern lässt“, sagte Welling. Auf dem Rasen gilt dies auch für das zweite Duell mit dem WSV.