Stadion am Zoo Studie: Was geht im Wuppertaler Stadion?
Wuppertal · Seit März hat keine Veranstaltung mehr im Stadion am Zoo stattgefunden - Corona bedingt. Doch auch ohne die Pandemie wäre die Bilanz kaum anders ausgefallen. Der WSV ist der einzige Mieter der Stadt - und wenn der Fußball-Regionalligist in die Sommerpause geht, dann liegt die 20 000-Zuschauer-Arena monatelang brach.
Am Gründungslehrstuhl der Bergischen Universität ist das Stadion am Zoo nun Thema einer Bachelor-Arbeit geworden. Der Titel der wissenschaftlichen Studie klingt vielversprechend: „Alternative Stadionnutzungskonzepte: Eine Machbarkeitsstudie am Beispiel des Stadions am Zoo“.
Konzepte für das Stadion am Zoo hat es in den vergangenen Jahrzehnten bereits eine ganze Reihe gegeben. Bei den meisten Initiativen stand ein millionenschwerer Umbau am Anfang aller Überlegungen. Um architektonische Träume und große Investitionen geht es in der Untersuchung von Tobias Kemper ausdrücklich nicht.
Ziel der Arbeit ist es, Konzepte von anderen Fußball-Standorten (Darmstadt, Duisburg, Aspach-Großaspach und Oberhausen) zu vergleichen, Interviews mit Stadion- und Sportparkbetreibern in Gelsenkirchen, Mönchengladbach, Wiesbaden und Essen zu führen und daraus abzuleiten, welche Formen der Nutzung überhaupt für das Stadion am Zoo realistisch sind. Von Einnahmen aus kulturellen oder sportlichen Nutzungen soll später die Jugendabteilung des Wuppertaler SV über einen noch zu gründenden Trägerverein profitieren, wünschen sich Ralf Dasberg und Norbert Müller.
Die beiden Mitglieder des WSV-Verwaltungsrates haben den Anstoß für die Untersuchung gegeben, um die Jugendarbeit des WSV, der mit A-, B- und C-Junioren in den höchsten Spielklassen vertreten ist, zu fördern. „Für einen Regionalligisten wie den WSV ist die Zugehörigkeit zur Junioren-Bundesliga keine Selbstverständlichkeit. Die Jugend ist unser Alleinstellungsmerkmal“, sagt Ralf Dasberg. In Diplom-Ökonom Wolfgang Kuhn vom Institut für Gründungs- und Innovationsforschung fanden die beiden einen „engagierten Mitspieler“. Wolfgang Kuhn wiederum wählte in dem Wuppertaler Tobias Kemper einen geeigneten Kandidaten aus, der vor seinem Wirtschaftsstudium eine Ausbildung zum Hotel-Kaufmann absolviert hat.
„Die Machbarkeitsstudie ist ergebnisoffen. Erwartungshaltungen müssen an realistische Maßstäbe angepasst werden“, sagt Wolfgang Kuhn. „Für Heavy-Metal-Konzerte eignet sich das Stadion am Zoo wegen seiner Lage im Zooviertel sicherlich nicht, aber warum sollten dort nicht Konzerte der Sinfoniker stattfinden, Chöre singen und Musik-Festivals stattfinden“, sagt Norbert Müller.
Was die Nutzungsintensität der Arenen an anderen Standorten angeht, hat Tobias Kemper in der ersten Phase seiner Untersuchung große Unterschiede festgestellt: „Das reicht von der reinen Fußball-Nutzung mit Spielen alle 14 Tage bis zum vielfältigen Angebot“. Seine Studie soll Ende September öffentlich vorgestellt werden.
Stadt und Anwohner müssen
bei allen Plänen mit ins Boot
Dass bei Überlegungen zu zusätzlichen Nutzungen des Stadions am Zoo die Stadt als Besitzer sowie die Anwohner im Zooviertel und der Wuppertaler SV als Hauptnutzer frühzeitig mit ins Boot geholt werden müssen, steht für Wolfgang Kuhn außer Frage. Eine intensivere Nutzung des Stadions sieht der Wirtschaftswissenschaftler als „Chance für eine Rekombination bestehender Ressourcen“. Zu diesen Ressourcen zählt er ausdrücklich die gute Jugendarbeit des WSV.
Mehr als zwei Millionen Euro pro Jahr lässt sich die Stadt die Pflege und Instandhaltung des denkmalgeschützten Stadions am Zoo kosten. Das schreit nach einer intensiveren Nutzung. Das Interesse der Stadt an einer städtebaulichen Entwicklung im Zooviertel ist groß. Die Stadt hat auf eigene Kosten ein Verkehrsgutachten in Auftrag geben. Die Ausschreibung für ein Parkhaus und eine Stadionmodernisierung sollen erst erfolgen, wenn die Ergebnisse des Verkehrsgutachtens vorliegen. Die Machbarkeitsstudie zu einer vielfältigeren Stadionnutzung ergänzt die aktuelle Diskussion.
„Wir danken Wolfang Kuhn für seine Unterstützung und sind sehr gespannt auf die Ergebnisse von Tobias Kemper, auch wenn nicht klar ist, ob sie uns dann schmecken werden“, sagt Norbert Müller. Es sei aber längst an der Zeit, diese Fragen zur Zukunft des Stadions am Zoo zu stellen.