Interview Peter Jung: „Wir sind weit gekommen“
Peter Jung sieht Wuppertal nach seiner elfjährigen Amtszeit als Oberbürgermeister gut aufgestellt.
Herr Jung, zum Ende Ihrer Amtszeit hatten Sie eine längere persönliche Auszeit angekündigt. Wie hat man sich das vorzustellen? Verzichten Sie auf die Lektüre der Westdeutschen Zeitung, um erst einmal nicht mehr mit Themen konfrontiert zu werden, die sie früher beschäftigt haben?
Peter Jung: Nein, das könnte ich gar nicht, weil ich zu neugierig bin. Ich will wissen, was in Wuppertal passiert. Die Digitalausgabe der WZ habe ich stets schon abends gelesen, um früh zu wissen, worauf ich eventuell am kommenden Tag als Oberbürgermeister reagieren musste. Nein, ich habe keine Lesepause eingelegt, auch wenn ich mich bei der Lektüre manchmal selbst daran erinnern muss, dass jetzt andere für die Lösung von Problemen zuständig sind.
Sie wollten eine Auszeit nehmen, stehen aber bereits als Kandidat für den Vorsitz im Sauerländischen Gebirgsverein zur Verfügung. Wie passt das zusammen?
Jung: Die Mitgliederversammlung ist bereits am 19. März. Ich wollte eigentlich noch nichts machen, aber es bestand die Gefahr, dass dieser großartige Verein mit seinen 500 Mitgliedern nicht als eigenständige Abteilung erhalten geblieben wäre, da kein neuer Vorstand gefunden werden konnte. Daher sind Peter Vaupel und ich bereit, den Vorstand zu übernehmen. Das Wandern ist weit genug weg von der Politik. Zudem werde ich weiterhin im Beirat des Zoovereins tätig sein.
Das hört sich nach einem glatten Schnitt an, was die Politik betrifft?
Jung: Ja, das Thema Kommunalpolitik ist erledigt. Ich möchte nun mehr Zeit dafür haben, was meinen Neigungen und Hobbys entspricht. Mit meinen bald 61 Jahren werde ich mich nicht mehr in die Geschäftsführung des Unternehmens P. Hermann Jung GmbH & Co. KG eingliedern, sondern meine Frau Ulrike in der Geschäftsführung unterstützen, wo ich kann. In unserem Familienunternehmen ist der Wechsel von der fünften zur sechsten Generation durch meine Schwiegertochter Katharina gesichert. Ich werde im April Großvater und freue mich auf meine künftige Aufgabe als Opa. Es bleibt mir nun auch wieder mehr Zeit, um Kontakte aufleben zu lassen oder Musik zu hören.
Wie haben Sie den doch sehr abrupten Wechsel vom Amt des Oberbürgermeisters zum Privatmann verkraftet?
Jung: Ich habe das mit Gottvertrauen und mit einer guten, positiven Grundhaltung gesundheitlich ganz gut überstanden. Auch die elf Jahre als Oberbürgermeister habe ich gut verkraftet. In der Regel hatte ich eine 7-Tage-Woche und war von morgens bis abends zumindest in Bereitschaft. Das ist nun vorbei, aber die Stadt wird mir immer am Herzen liegen. Was gut ist, wird mich freuen, was schlecht ist, wird mich traurig machen.
Ihr Nachfolger Andreas Mucke hat in den ersten Wochen seiner Amtszeit einige positive Nachrichten zu Projekten, die Sie mit angeschoben haben, verkünden dürfen. Ärgert Sie das, empfinden Sie es als Ungerechtigkeit?
Jung: Nein. Ich kann doch darin erkennen, dass ich gut gearbeitet habe und die Stadt die richtige Fahrtrichtung genommen hat. Die konsequente Arbeit für Wuppertal hat sich ausgezahlt. Wir werden als Stadt wieder anders wahrgenommen. Ich denke, dass wir sehr, sehr weit gekommen sind. Das macht mich dankbar.
Wie fällt Ihre Bilanz als Oberbürgermeister aus?
Jung: Zum Amtsantritt 2004 war die Ausgangslage der Stadt extrem schwierig. Seitdem ist es uns gelungen, die Finanzlage zu stabilisieren, die Arbeitslosenzahlen zu senken und die Einwohnerzahlen zu erhöhen. Ich kann mich darüber freuen, dass ich daran mitgewirkt habe. Erforderlich ist auch in den kommenden Jahren eine strikte Ausgabendisziplin. Wuppertal sollte zudem weiterhin eine treibende Kraft bei der Suche nach Lösungen für die Altschulden sein.
Ihr Einsatz für den Erhalt des Schwimmleistungszentrums hat Sie in den 1990er Jahren in die Politik gebracht. Gibt es aktuell Projekte, für die Sie sich stark machen würden?
Jung: Nein, der Sauerländische Gebirgsverein ist vorerst die Ausnahme, weil ich dort um Hilfe gebeten worden bin. Ich helfe gerne, das war für mich auch im Amt des Oberbürgermeisters sehr wichtig. In vielen Fällen war ja alleine das Zuhören schon hilfreich. Was mich weiter intensiv interessiert, ist die Kultur. Wenn wir jetzt mit dem Tanzzentrum etwas Neues schaffen, darf das Alte nicht gefährdet werden. Grundvoraussetzung ist, dass Schauspiel, Oper und auch das Museum weiterhin eine große Rolle spielen. Wichtig ist, dass die Wuppertaler Bühnen in ihrer Existenz langfristig abgesichert werden.
Sie sind sehr am Sport interessiert. Wäre der Wuppertaler SV eine Herausforderung für den Privatmann Jung?
Jung: Nein, denn die haben ja schon einen Vorstand. Die Entwicklung des WSV ist schön, aber es ist leider noch ein sehr, sehr langer Weg, bis der Verein die Bedeutungslosigkeit der 5. Liga hinter sich gelassen und zumindest wieder die 3. Liga erreicht hat.