Polizei-Tagebuch Unfall in Vohwinkel: War es ein illegales Autorennen?

Polizistin Nele Ernst berichtet von ihren Erlebnissen auf Streife in Wuppertal.

 Nach einem Unfall auf der Kaiserstraße ermittelt die Polizei wegen des Verdachts eines illegalen Autorennens.

Nach einem Unfall auf der Kaiserstraße ermittelt die Polizei wegen des Verdachts eines illegalen Autorennens.

Foto: Tim Oelbermann

In der Nacht von Donnerstag auf Freitag wurden mein Kollege und ich mit Sonder- und Wegerechten zu einem Verkehrsunfall auf der Kaiserstraße geschickt. Uns wurde mitgeteilt, dass keine Person verletzt sein soll, es aber mehrere Beteiligte gäbe und ein Fahrzeug vom Unfallort geflüchtet sein soll. Von der Wache aus hatten wir einen kurzen Weg zum Einsatzort und trafen einige Momente später ein.

Vor Ort befanden sich um die 40 Personen, die alle wild durcheinander um die Unfallstelle herumliefen. Sofort kam eine der Personen auf uns zu und berichtete uns von dem flüchtigen Pkw, woraufhin ich den anderen Einsatzkräften alle relevanten Informationen für die Fahndung durchgab. Anschließend wurde uns das Ausmaß des Unfalls klar. Die Gesamtlänge des Unfallortes betrug circa 100 Meter. In einer Kurve waren zwei am Fahrbahnrand parkende Pkw zunächst gegen zwei Verkehrsschilder und anschließend gegen eine Hauswand geschoben, wodurch mehrere große Fensterscheiben zu Bruch gingen. Das Fahrzeug, das den Unfall verursachte, stand um die 90 Meter hinter der eigentlichen Unfallstelle und hatte eine eben so lange Ölspur hinter sich gelassen. Der Fahrer war unverletzt. Kaum zu glauben bei dem Trümmerfeld, das er zurückließ. Die beiden geparkten Pkw glichen eher einem großen Schrotthaufen statt Fahrzeugen – herausgerissene Fahrzeugteile, geplatzte Scheiben und auf dem Boden rundherum Gegenstände aus dem Fahrzeuginneren, Glasscherben und Betriebsflüssigkeiten. Durch den Unfall verlor auch der verursachende Pkw einen Reifen und Teile der Karosserie wurden zusammengedrückt und verschoben.

Nachdem die ersten Übersichtsaufnahmen gefertigt und beteiligte Personen von Schaulustigen getrennt wurden, fingen wir mit der Sachverhaltsaufnahme an. Der Unfallfahrer gab an, sich durch ein überholendes Fahrzeug so erschrocken zu haben, dass er das Lenkrad verriss und dadurch die beiden geparkten Pkw rammte, welche wiederum in die Hauswand geschoben wurden. Anschließend verwechselte er das Gas- mit dem Bremspedal, weshalb er erst circa 90 Meter hinter dem Unfallort zum stehen kam. Dabei sei er aber „nur“ maximal 65 km/h gefahren. Das Spurenbild sah allerdings ganz anders aus, sodass meine Kollegen und ich von einem illegalen Autorennen ausgingen.

Die gesamte Unfallaufnahme dauerte vor Ort um die fünf Stunden. Die Halter der in Mitleidenschaft gezogenen Pkw wurden informiert,  mussten den Schock erst mal verdauen und hatten verständlicherweise viele Fragen, welche es galt zu beantworten. Die Spuren an den Fahrzeugen und auf der Fahrbahn mussten durch ein besonderes Verfahren gesichert und protokolliert werden. Alle drei Fahrzeuge mussten abgeschleppt werden. Die zerbrochenen Fensterscheiben des Hauses mussten durch die Feuerwehr notgesichert werden. Als sich der Berufsverkehr am frühen Morgen langsam bemerkbar machte, mussten die Fahrzeuge umgeleitet werden. Anschließend wurde die Unfallstelle wieder gereinigt.

Insgesamt waren wir mit der Unfallaufnahme vor Ort also pünktlich zum eigentlichen Feierabend fertig, der aber noch lange auf sich warten ließ, bis der ganze Papierkram auf der Wache geschrieben war. Den Verursacher erwartet nun ein Strafverfahren.

Eine Frau drohte
mit einem Gewehr

In einem anderen Einsatz ging es für meine Kollegin und mich zu einer Bedrohung, bei der eine Frau mit einem Gewehr auf eine Gruppe von Männern gezielt und „Ich schieße“ gerufen haben soll. Mit großer Vorsicht und Sicherheitsvorkehrungen klingelten und klopften wir an ihrer Wohnungstür. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit schrie sie uns wirre Sätze entgegen und wirkte dabei extrem aggressiv. Die Tür werde sie nicht öffnen, der Polizei schon mal gar nicht. Da wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten, ob die Frau tatsächlich eine funktionsfähige Schusswaffe in ihrer Wohnung hatte, forderten wir Verstärkung an.

Zunächst wurde die Wohnung rundherum abgesichert. Anschließend kam noch ein weiterer Streifenwagen mit einer Ramme zum Einsatzort, mit der die Wohnungstür geöffnet werden sollte. Da die Frau ihre verschlossene Tür noch immer nicht öffnen wollte, kam die Ramme kurze Zeit später auch zum Einsatz.

Die Tür sprang auf und die Frau konnte sofort überwältigt werden. Tatsächlich wurde innerhalb der Wohnung dann auch das Gewehr aufgefunden und sichergestellt. Wahrscheinlich hat es sich dabei um ein Luftgewehr gehandelt. Die Frau wurde zur psychischen Behandlung in eine Klinik verbracht und auch sie erwartet nun ein Strafverfahren, unter anderem wegen Bedrohung.