Protest 280 Wuppertaler demonstrieren am Hambacher Forst

Wuppertal · Die Grünen hatten alle Altersklassen zum Protest aufgefordert und fuhren mit fünf Reisebussen los.

Kati Pfeiffer aus Wuppertal und ihre drei Söhne Oskar, Friedrich und Hannes (v.l.) waren dem Aufruf der Grünen gefolgt und hatten selbstgebastelte Schilder dabei.

Foto: Melina Lorenz

Damit konnten die Grünen nicht rechnen. 280 Wuppertaler hatten sich angemeldet, um am Samstag gemeinsam zur Demonstration am Hambacher Forst zu fahren, und sich für einen baldigen Kohleausstieg einzusetzen. Zu der Großdemo hatten Umweltschützer von BUND, Greenpeace und weiteren Organisatoren aufgerufen. Ursprünglich wollte man aus Wuppertal mit nur einem Bus dorthin fahren – am Ende sind es fünf geworden. „Wir freuen uns natürlich sehr über die Resonanz“, sagte Claudia Schmidt, Sprecherin der Wuppertaler Grünen. Sie sei stolz auf das große zivilgesellschaftliche Engagement, dass die Bürger zeigen.

Neben einigen jungen Familien machten sich auch viele ältere Wuppertaler auf den Weg zum Hambacher Forst. So auch Hildegard Riederer. Es war das erste Mal, dass sie auf eine Demo gegangen ist. „Meine Familie hält mich für verrückt, weil ich dahin fahre“, sagte die Seniorin. „Aber es geht mir darum, die Natur zu erhalten für meine Nachkommen, damit sie diese nicht nur aus Büchern kennen lernen.“

Wuppertaler Musikgruppe sorgt für die treibenden Klänge

Nach der Ankunft auf den trockenen Äckern in unmittelbarer Nähe zum Hambacher Forst sorgte das Wuppertaler Musikprojekt „Pentaton Percussion Project“ nicht nur bei den Wuppertaler Demonstranten für gute Stimmung. Die Trommler zogen schnell ein großes Publikum an. Normalerweise spielen die Rhythmus-Musiker um Gabriele Leyendecker professionell auf Großdemos oder Streiks – bei der Demonstration am Samstag traten sie allerdings umsonst auf. „Die Umwelt geht uns alle an, deshalb sind wir heute hier“, sagte Gabriele Leyendecker. Sie übte viel Kritik am Energiekonzern RWE, der bereits einen Großteil des Hambacher Forstes gerodet hat. Auch für die Landesregierung Nordrhein-Westfalens hat sie kein gutes Wort übrig. „Das sind ja alle Handlanger von RWE!“

Eine Fahne der Kohlegegner
als Erinnerung an die Demo

Wie Gabriele Leyendecker äußerten auch die Redner auf der Kundgebung ihre Kritik an dem Energieriesen und der Landes- und Bundespolitik. Der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul wurde von einem Redner als „Cheflobbyist von RWE“ bezeichnet. Auch die Bundesregierung bekam ihr Fett weg: Antje Grothus vom Bündnis „Buirer für Buir“ bedauerte, gefolgt von viel Applaus, dass sich die Regierung um Kanzlerin Angela Merkel nicht schützend vor den „Hambi“ gestellt habe. Neben aller Kritik an der Braunkohleindustrie dürfe man aber auch nicht die Beschäftigten im Tagebau vergessen, sagt BUND-Vorsitzender Hubert Weiger: „Den Kohleausstieg darf RWE nicht auf den Rücken seiner Beschäftigten austragen.“

Grüne sind mit dem Ergebnis der Protestfahrt zufrieden

Die Demonstration blieb den gesamten Nachmittag über friedlich. Nach dem Ende des Bühnenprogramms, bei dem unter anderem Bands wie Revolverheld auftraten, schlossen sich zahlreiche Demonstranten zusammen, um friedlich im Hambacher Wald spazieren zu gehen. Den Wald zu betreten, ist seit Ende der Räumungsarbeiten nicht mehr verboten – wohl aber der Bau neuer Baumhäuser.

Unter den Spaziergängern waren auch einige Vermummte, die Texte wie „In die Wälder, auf die Bäume!“ riefen. Nicht nur sie solidarisierten sich mit den Waldbesetzern, deren Baumhäuser inzwischen geräumt sind. Auch Gabriele Leyendecker sagte: „Ich finde es furchtbar, dass die Aktivisten wie Terroristen behandelt werden.“ Die Aktivistengruppe „Ende Gelände“ rief später zum Bau neuer Baumhäuser im Hambacher Forst auf.

Am Nachmittag machten sich die Busse der Wuppertaler Grünen auf den Heimweg. „Wir haben hier eine tolle Party gefeiert“, bilanzierte Claudia Schmidt. Auch Hildegard Riederer war zufrieden. Zur Erinnerung hat sie eine rot-schwarze Fahne der Kohlegegner mit nach Hause genommen: „Ich muss doch beweisen können, dass ich tatsächlich da war!“