Prozess Osmanenstreit auf dem Platz der Republik
Wuppertal · Vor dem Landgericht berichtet 31-Jähriger von Revierkämpfen in der Rockergruppe.
Um eine Abspaltung und damit einen Rockerkrieg in Wuppertal zu verhindern, seien in der Nacht vom 12. auf den 13. Juni 2017 zahlreiche Mitglieder des Rockerclubs Osmanen Germania auf dem Platz der Republik in der Nordstadt zusammengekommen. Das berichtete am Donnerstag der Angeklagte (31) in einem Prozess vor dem Landgericht.
In jener Nacht war die Polizei auf eine Ansammlung bewaffneter Rocker aufmerksam geworden. Die Beamten zogen weitere Kräfte, auch Polizeihunde und einen Helikopter, zusammen. Sie stellten Autos aus mehreren anderen Städten fest und Schlagstöcke, Hantelstangen und Messer sicher.
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Rocker vorhatten, einen Mann, der die Gruppe verlassen wollte, „plattzumachen“. Denn er habe die bei Austritt verlangte Gebühr von 7000 Euro nicht zahlen wollen. Mit Gewalt sollte er laut Anklage dazu gebracht, bei Weigerung auch getötet werden. Daher wirft die Anklage dem 31-Jährigen unter anderem Verabredung zum Mord vor.
Auch an einer anderen Strafaktion der Gruppe sei er beteiligt gewesen: als im September 2016 ein Mann an der Straße Rosenau am Berliner Platz mit Schlagstöcken und Messern attackiert wurde, auch sein Tod geplant war.
Die Attacke gab der Angeklagte zu. Der Angegriffene habe eine neues Osmanen-Chapter in Wuppertal gründen wollen, da sei klar gewesen: „Das lassen wir nicht zu“. Sie hätten ihm aber nur „eine Lektion erteilen“, ihn nicht töten wollen.
Zuvor schilderte er, wie er 2015 in einem Café den damaligen Präsidenten des Wuppertaler „Chapters“ der inzwischen verbotenen Gruppe Osmanen Germania kennengelernt hatte. Dass er zunächst „Hangaround“ bei der Gruppe wurde, dann zum „Prospect“ aufstieg. Und durch seinen guten Kontakt zum Präsidenten – „wir waren wie eine Familie“ – auch zu „Großmeetings“ fuhr und dabei Einblick in die wahren Aktivitäten der Osmanen bekam: Drogenhandel, Prostitution und Geld eintreiben.
„Von außen sieht es ganz anders aus“, sagte er. Der Club wolle angeblich Jugendliche durch Boxsport von der Straße holen. „Aber es hat nichts mit Boxen zu tun, was da abgeht.“ Eine politische Ausrichtung habe er jedoch nicht festgestellt, sagte er auf Nachfrage des Vorsitzenden.
Er sei ausgetreten, als ein neuer Job ihm nicht mehr genug Zeit ließ. Doch der Kontakt zum Präsidenten sei geblieben. Und er habe ein anderes hohes Clubmitglied wegen dessen Umgangs mit seinen Freundinnen kritisiert. Der daraus entstandene Ärger schaukelte sich hoch, der Mann habe ebenfalls ein eigenes Chapter gründen wollen.
Der Angeklagte sagte, dass er mit dem Präsidenten am Platz der Republik war, als der Streit eskalierte. Von höherer Ebene des Clubs sei „NRW-Alarm“ ausgelöst worden, Mitglieder und Präsidenten von außerhalb seien angereist. „Ich habe gedacht, die reden jetzt.“ Aber dann sei auch schon die Polizei gekommen.