„Riegel vor“: Wie die Polizei Einbrecher stoppen will
Eine neue Kampagne der Polizei setzt vor auch auf Eigeninitiative.
Wuppertal. In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag in Wuppertal: An der Otto-Hahn-Straße steigen Unbekannte durch eine eingeschlagene Scheibe in eine Recyclingfirma ein. Zur gleichen Zeit verschaffen sich sich Unbefugte Zugang zu einem Hausflur an der Kaiserstraße, indem sie die Haustür aushebeln. „Kollegen“ machen sich derweil an einem Geschäft an der Straße Rommelspütt zu schaffen — Umfang der Beute bisher unbekannt. Eine ganz normale Nacht in Wuppertal.
812 mal haben Einbrecher im vergangenen Jahr versucht, sich Zugang zu Wuppertaler Wohnungen zu verschaffen. Die aktuellen Zahlen zeigen, dass diese Zahl im Jahr 2011 noch übertroffen wird. Dem will die Polizei nun noch entschiedener entgegenwirken und hat die Initiative „Riegel vor!“ ins Leben gerufen. Ein umfangreiches Beratungsangebot (siehe Kasten) soll den Einbrechern das Leben in Zukunft schwer machen.
Dabei unterliegt auch diese Branche „Trends“, wie Rainer Diett von der Polizei berichtet: „Es gibt seit etwa zwei Jahren keine ,dunkle Jahreszeit’ mehr. Die Einbruchsversuche verteilen sich gleichmäßig auf das ganze Jahr.“ Um so wichtiger sei es, dass man immer wachsam sei, so Diett. Auch der klassische professionelle Einbrecher, der große Villen zuvor lange beobachtet, gäbe es kaum noch. „Die Täter klingeln einfach. Wenn keiner aufmacht, ist keiner da“, beschriebt Diett die simple Vorgehensweise.
Bei der Prävention setzt das Projekt „Riegel vor!“ auf zwei Säulen. Säule eins ist genau diese Aufmerksamkeit. Schon bei der Initiative „wachsamer Nachbar“ forderte die Polizei dazu auf, bei verdächtigen gestalten in der Nachbarschaft sofort die 110 anzurufen. „Wir fahren lieber 99 mal nur zur Überprüfung raus, als einmal zu spät.“
Säule zwei besteht aus Sicherheitsvorkehrungen, die jeder Hausbesitzer selbst treffen kann. Eindrucksvoll präsentiert Rainer Diett, wie er ein geschlossenes Fenster in nur fünf Sekunden mittels eines Schraubenschlüssels aufbricht. „Das ist kein Fenster schlechter Qualität, es hat nur keine besondere Sicherheitsvorrichtung“, erklärt er.
Bei der neu eingerichteten Beratungsstelle der Polizei können sich Hausbesitzer ab sofort auch über die verschiedenen Sicherheitsmaßnahmen informieren. Dabei können die Beamten auch den Kontakt zu vertrauenswürdigen Firmen vermitteln, die den Einbau übernehmen. Die Technik hilft: Von den mehr als 800 Einbruchsversuchen im vergangenen Jahr, wurden etwa 40 Prozent abgebrochen, weil die Täter zu lange brauchten.
Eine andere Quote ist hingegen erschreckend: Weil die Polizei nur selten Hinweise von Nachbarn bekommt, wurden nur etwa 13 Prozent der Täter gefasst.