Wuppertal Seilbahnkritiker in Wuppertal gehen vom Scheitern des Projektes aus
Trotz des Ratsbeschluss zum Bau der Seilbahn hält der Verein Seilbahnfreies Wuppertal die tatsächliche Umsetzung des Projektes für unrealistisch.
Wuppertal. Mehrheitlich hat der Rat der Stadt den Grundsatzbeschluss zum Bau einer Seilbahn gefasst. Das ist jedoch für die 120 Mitglieder des Vereins „Seilbahnfreies Wuppertal“ kein Grund, den Protest gegen das Projekt aufzugeben. Im Gegenteil: Antonino Zeidler, Vorsitzender des Vereins, wertet den Ratsbeschluss inklusive der darin gestellten Bedingungen als Schritt zum Ausstieg aus den Planungen. „Die Seilbahn wird nicht kommen, dagegen sprechen zu viele Fakten. Die offene Frage ist, wie teuer der Ausstieg wird“, sagt Antonino Zeidler.
„Wir sind keine Seilbahngegner, wir sind Seilbahnkritiker“, betont Zeidlers Mitstreiter Ralf Geisendörfer. Von den 120 Mitgliedern des Vereins sei nur eine einstellige Zahl von dem Bau der Seilbahn als Anwohner direkt betroffen. Es gehe nicht um Einzelinteressen, sondern darum, eine insolvente Stadt davor zu bewahren, Geld für eine unsinnige Seilbahn auszugeben, erklärt Geisendörfer.
„Es ist jetzt schon erkennbar, dass die Betriebskosten in der Höhe nicht einzuhalten sind, wie sie von den WSW berechnet werden“, sagt Zeidler. So führe das Büro Spiekermann GmbH Consulting Engineers in einer Nutzen-Kosten-Untersuchung eine Summe von 680 000 Euro für die „Unterhaltungskosten für die ortsfeste Infrastruktur“ auf.
„Diese Summe taucht in den Berechnungen der WSW an keiner Stelle mehr auf“, behauptet Zeidler. Zudem lägen bei allen anderen innerstädtischen Seilbahnen, die schon in Betrieb seien, die laufenden Kosten deutlich höher. Die Londoner Seilbahn müsse jährliche Betriebskosten in Höhe von 7,7 Millionen Euro einfahren. Die Stadtwerke wehren sich gegen einen solchen Vergleich. Als Verkehrsbetrieb seien die WSW bereits mit vergleichbaren Aufgaben der Instandhaltung und Wartung befasst, was für erheblich günstigere Kosten als in Städten sorge, die eine eigene Infrastruktur und Personal für die Seilbahn aufbauen müssten, hieß es jüngst in einer Pressekonferenz.
Zweifel äußert der Verein Seilbahnfreies Wuppertal am Sparpotenzial bei den Buslinien. Stadtdirektor Johannes Slawig habe klar gestellt, dass mögliche Steigerungen bei den Betriebskosten nur durch weitere Einsparungen bei den Bussen parallel zur geplanten Seilbahntrasse ausgeglichen werden könnten. Um Fördergelder zu erhalten, sei der Wegfall von fünf Millionen Buskilometern erforderlich. Die Seilbahn bei Beibehaltung aller Buslinien werde es nicht geben, stellte Slawig klar.
„Wenn die Betriebskosten steigen, müssten also noch mehr als 50 Prozent der Busse zu den Südhöhen eingespart werden. Irgendwann sind wir nach dieser Rechnung bei 100 Prozent, dann fallen alle Busse weg“, vermutet Zeidler.
Ralf Geisendörfers Kritik bezieht sich auf die von den WSW anvisierten Fahrgastzahlen. 17 000 Fahrgäste pro Werktag seien eine unrealistische Annahme. „Es ist immer die Rede von 22 000 Studenten an der Bergischen Universität. Doch die Standorte der Uni sind in der gesamten Stadt verteilt. Nicht alle studieren auf dem Campus Grifflenberg, sondern viele fahren zum Haspel oder zum Freudenberg. Zudem ist Wuppertal eine Heimschläfer-Universität“, sagt Ralf Geisendörfer. Nach der Abstimmung der Bezirksvertretung Cronenberg gegen die Seilbahn stelle sich die Frage, wer denn die 17 000 Menschen sein sollen, die täglich mit der Seilbahn fahren.
In der Summe sieht Antonino Zeidler daher den Ratsbeschluss als kleinen Erfolg für die Kritiker des Projektes. „Man hat im Rat der Stadt wohl erkannt, dass viele Fragen noch immer ungeklärt sind.“ Der Grund sei die mangelnde Transparenz der WSW. Das Bürgergutachten ohne die Offenlegung der Zahlen zum Fahrgastaufkommen hätte so nie stattfinden dürfen.