Auf dem Rott beim lieben Gott - Gemeinde auf Spurensuche

Gemeindeglieder begeben sich gemeinsam auf die Spuren 300 Jahre alter Pfarrgeschichte.

Rott. Werner Zimmermann biegt um die Ecke, läuft zielgerichtet auf den Kirchturm von St. Antonius am Unterdörnen zu und kann sein Pech selbst nicht fassen: „Heute habe ich nicht mal einen Schirm dabei. Im Wetterbericht haben die Sonnenschein angesagt“, murmelt er ein bisschen verdutzt. Am Himmel dominieren graue Wolken. Für die historische Stadtteilwanderung hatte sich der ehemalige Vorsitzende des Pfarrgemeinderats St. Antonius bessere Wetterbedingungen gewünscht.

Davon lassen sich die Teilnehmer nicht entmutigen: Mit guter Laune und bunten Regenjacken geht es unter dem Motto „Auf dem Rott — beim lieben Gott“ hinter Zimmermann her. Zum zweiten Mal hatte der sich auf die Spuren der über 300 Jahre alten Pfarrgeschichte von St. Antonius begeben. Anlass ist das 40-jährige Bestehen der vierten Kirche der Gemeinde.

„Heute geht es zu Orten, die irgendwie mit der Pfarrgeschichte zu tun haben. Dabei werden wir auf Stellen stoßen, die heute nicht mehr an das erinnern, was einst dort war und somit in Vergessenheit geraten sind“, erklärt der Stadtführer, der seit vielen Jahren das historische Archiv der alten Gemeinde betreut. In der Hand hält er einen Stadtplan von 1863. Darauf zu sehen sind grüne und orangene Punkte — die einzelnen Stationen der heutigen Wanderung. Vom Unterdörnen aus soll es über die Tannenstraße vorbei am Petrus-Krankenhaus zurück über den Steinweg gehen. Zwei Kilometer, die unter anderem über steile Straßen und Friedhöfe führen und dabei Unsichtbares wieder ganz deutlich werden lassen. So nur wenige Meter vom Kirchturm St. Antonius entfernt: „Das ist ein Bild aus dem Jahr 1850“, sagt Werner Zimmermann. Zu sehen ist der Turm der zweiten Kirche von St. Antonius und das alte Missionshaus daneben. „Dort wurde von den Franziskanern die erste katholische Schule eingerichtet“, erzählt Zimmermann. Städtische Schulen seien überwiegend evangelisch geprägt gewesen. „Deswegen gab es bis zum Ende des 19. Jahrhunderts fast keine katholischen Akademiker in Barmen.“

Weiter geht´s zur Dörner Brücke. Vom Spielplatz aus fällt der Blick auf ein gräuliches Wohnhaus, das von der Gemeinde zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Jugendeinrichtung und später (bis 1951) als Notkirche genutzt wurde, nachdem die dritte Kirche von St. Antonius im Zweiten Weltkrieg zerstört worden war. Neben dem Spielplatz ein grün bewachsenes Gelände — einer der früheren Gemeindefriedhöfe. Weder Grabsteine noch Kreuze erinnern an den ursprünglichen Zweck des Ortes. „Ich bin an Stadtgeschichte interessiert und finde es sehr interessant“, so Teilnehmer Wolfgang Heil.