Brandstiftung: Zeuge nennt neue Verdächtige
Kommt im Prozess gegen zwei Ex-Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr die Wende? Möglicherweise wird jetzt auch der Brand des VfK-Bootshauses am Stausee geklärt.
Beyenburg. Den Anruf bekam Rechtsanwalt Harald Benninghoven am vergangenen Dienstag. Am anderen Ende der Leitung meldete sich ein junger Mann. Er kenne die drei Männer, die für die unheimliche Brandserie in Beyenburg vor zwei Jahren verantwortlich sind. Hintergrund: Benninghoven verteidigt einen der beiden Ex-Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Beyenburg, die sich seit Donnerstag wegen Brandstiftung vor Gericht verantworten müssen.
Natürlich soll der Informant jetzt als potenzieller Entlastungszeuge im Prozess gegen die beiden Ex-Retter gehört werden. Wird das die Wende im Verfahren? Eigentlich geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass die beiden 20 und 32 Jahre alten Ex-Feuerwehrmänner zwischen August 2006 und September 2007 in vier Fällen Feuer gelegt haben. Tatmotiv: Geltungsbedürfnis. Verletzt wurde niemand. Der Schaden wird allerdings auf mindestens 20.000 Euro geschätzt.
Das Auftauchen des Informanten lässt neue Spekulationen aufkommen. Die drei von ihm benannten Männer sollen sich ihm gegenüber nämlich auch mit der Brandstiftung im VfK-Bootshaus am Stausee gebrüstet haben. Seinerzeit gingen unter anderem mehrere Drachenboote in Flammen auf. Der Schaden: satte 200.000 Euro. Und: Der Fall konnte bislang nicht aufgeklärt werden. Er ist demnach auch nicht Gegenstand der Anklage gegen die beiden Ex-Retter.
Beim Prozessauftakt machte der ältere der beiden Angeklagten - er schaffte es in der Beyenburger Wehr bis zum Unterbrandmeister - von seinem Schweigerecht Gebrauch. Der Jüngere der beiden Ex-Retter - er wird von Benninghoven verteidigt - wies am Donnerstag sämtliche Vorwürfe zurück. Zudem ließ er ein Geständnis, das er vor zwei Jahren gegenüber der Kripo abgelegt haben soll, widerrufen.
Also wurde das Vernehmungsprotokoll mit dem mutmaßlichen Geständnis aus dem Jahr 2007 in die Beweisaufnahme eingeführt. Der 20-Jährige soll seinerzeit ausgesagt haben, dass er bei den Brandstiftungen nur auf Anweisung des Älteren gehandelt, lediglich Schmiere gestanden habe. Es hätte zu lange keinen Einsatz gegeben, man müsse da mal was machen - soll der ältere Feuerwehrmann sinngemäß zu ihm gesagt haben. Der Jüngere habe lediglich einmal am Alten Beyenburger Bahnhof erfolglos versucht, ein Feuer zu legen.
Kurioses kam zu Tage: So lebten die beiden Ex-Kameraden offenbar in einem Mehrfamilienhaus - ganz in der Nähe der Brandorte. In einem Fall soll sogar unmittelbar vor dem Gebäude ein VW-Bus angesteckt worden sein.
Und: Der ältere soll seinem jüngeren Kollegen irgendwann eine Schlange fürs heimische Terrarium überlassen, dafür allerdings 50 Euro verlangt haben. Angeblich zahlte der 20-Jährige nicht. Darüber soll es Streit gegeben haben. Hat der Ältere den ausstehenden Betrag möglicherweise als Druckmittel benutzt, um den jungen Mann zur Komplizenschaft zu drängen?
Mehrere Zeugen bestätigten die 50-Euro-Schlangen-Geschichte. Und sie sagten aus, dass der Jüngere bei diversen Löscheinsätzen gar nicht dabei war. Fakt ist: Einige der Zeugen sind mit dem 20-Jährigen verwandt und ebenfalls Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr.
Der Prozess wird auf jeden Fall nicht nur die Beyenburger, sondern auch Kripo und Feuerwehr weiter beschäftigen. Wie glaubwürdig der angebliche Informant ist, wird sich zeigen. Gestern wurde bekannt, dass auch gegen ihn wegen der unheimlichen Brandserie ermittelt worden ist. Das Verfahren wurde jedoch mittlerweile eingestellt. Der Prozess wird Anfang März fortgesetzt.