Der Liedermacher Falk, bürgerlich Falk Plücker und gebürtiger Wuppertaler, hat am Samstag den Deutschen Kleinkunstpreis erhalten. Am 4. April tritt er mit seinem aktuellen Programm „Unverschämt“ im Haus der Jugend auf.
Falk, lieber Herr Plücker, am Samstag wurde Ihnen in Mainz der Deutsche Kleinkunstpreis verliehen – die wichtigste Auszeichnung für Kabarettisten und Liedermacher im deutschsprachigen Raum. Herzlichen Glückwunsch! Können Sie das Erlebnis schon in ein paar Worte fassen?
Falk: Es war ein wunderbarer Tag im Frankfurter Hof in Mainz. Tolles Team, tolle Kollegen, super Stimmung, eine wirklich spaßige und sehr schöne Veranstaltung – ich freue mich auf die Ausstrahlung.
Was bedeutet Ihnen der Preis? Zu den Trägern seit 1972 zählten Hannes Wader, Konstantin Wecker, Klaus Hoffmann, Wolf Biermann... Sie treten da ja wirklich „offiziell“ in die Riege sehr wichtiger Liedermacher ein. Verglichen wurden Sie mit manchen schon länger.
Falk: Es ist wirklich eine gewaltige Anerkennung. In meinem Bereich kann man vermutlich nicht viel mehr gewinnen und deshalb freue ich mich auch wirklich sehr. Ich sehe mich selbst nicht unbedingt in der Tradition dieser aufgezählten klassischen Liedermacher, vor allem inhaltlich habe ich natürlich ganz andere Schwerpunkte. Aber es fühlt sich fantastisch an nach solchen Größen der Szenen und Künstlern wie Rainald Grebe oder Bodo Wartke ebenfalls mit diesem Preis ausgezeichnet worden zu sein. Manchmal muss ich mich noch kneifen.
Gewonnen haben Sie in der Kategorie „Lied“, nicht „Kabarett“ oder „Kleinkunst“, die es in Mainz ja gleichfalls gibt. Mit „Musiker“ waren Sie schon immer treffender beschrieben als etwa mit „Humorist mit Gitarre“, nicht wahr?
Falk: Ja, ich habe mich selbst auch nie als Kabarettisten im typischen Sinne verstanden, und wenn ich auf der Bühne stehe, dann spiele ich ein Konzert, das heißt, die Musik steht im Mittelpunkt. Auch wenn ich dazwischen gerne und viel erzähle, sind die Lieder das Entscheidende. Und das hat glücklicherweise auch die Jury des Kleinkunstpreises so empfunden.
Ein Unterschied zu anderen Geehrten: An Ihnen lobt man Bosheit. „Die Hyde-Version von Reinhard Mey“ wurden Sie einmal genannt, was so viel hieß wie: Liedermacher in gemein. Ihr neues Programm heißt „Unverschämt“. Wie schamlos ist es geworden? In einem früheren Lied haben Sie mal dafür geworben, die Eltern ins Heim zu stecken.
Falk: Ja, das mache ich auch immer noch mit großer Begeisterung! Der Konzerttitel ist schon tatsächlich Programm. Ich glaube, es ist ungemein wichtig, gemeinsam mehr und auch übereinander zu lachen. Die Fähigkeit zur Selbstironie finde ich bei Menschen ausgesprochen sexy. Nicht alles zu ernst nehmen, auch mal abschalten und ruhig auch mal augenzwinkernd Grenzen übertreten. Ich finde, es gibt einem viel, wenn man das schafft. Und wer einsteckt, darf auch austeilen.
In unserem ersten Gespräch vor zwei Jahren meinten Sie über die Reaktionen auf Ihre Texte: Wenn der Protest von allen Seiten komme, habe man wohl einiges richtig gemacht. Rechnen Sie wieder mit derlei?
Falk: Also die Menschen, die zu meinen Konzerten kommen, verstehen meinen schwarzen Humor glücklicherweise sehr gut, so dass ich bisher eigentlich ausschließlich schöne Abende erleben durfte. Aber im Internet ist das natürlich nochmal eine ganz andere Sache. Und da verbuche ich es durchaus auch immer als freudigen Erfolg, wenn sich Leute fürchterlich aufregen. Und ja, ich will da eigentlich keine Strömungen oder Richtungen aussparen.
Jenseits des Kabaretts: Ein Comedian und notorischer Tabubrecher klagte mal, das Publikum zwinge ihn, immer weiter zu gehen. Mein Eindruck von Ihnen ist das zwar nicht – aber besteht die Gefahr zu überreizen?
Falk: Man könnte auch andersherum argumentieren, dass viele versuchen, immer weniger Grenzen auszutesten, um bloß niemandem auf den Schlips zu treten. Aber Provokation nur der Provokation wegen, finde ich langweilig. Ich denke, die Mischung macht’s am Ende. Wenn man es schafft, ein gewisses menschliches Niveau zu halten, darf man meines Erachtens auch mal überreizen.
Sie können bei alldem auch nachdenklich. Wie schaut es denn im aktuellen Programm damit aus? Und wieweit ist es (ein weiter Begriff) „politisch“?
Falk: Das ist mir schon wichtig, dass als Liedermacher auch die ein oder andere Ballade ihren Weg ins Programm findet. Und so ist es auch bei „Unverschämt“. Ich bin nicht wirklich politisch, ich will auch niemanden erziehen. Aber gesellschaftliche Themen spielen natürlich eine große Rolle.
Studiert haben Sie bis 2010 an der Bergischen Uni Geschichte und Philosophie. Haben Sie eigentlich noch (wie ich) den Mittelalter-Professor Eckhard Freise erlebt, den ersten Jauch-Millionär? Er hat dort bis 2011 gelehrt.
Falk: Ja, tatsächlich hatte ich auch ein oder zwei Vorlesungen bei ihm. Mein Schwerpunkt war allerdings die Neuzeit.
Dürfen oder müssen wir etwa mal mit einem gemeinen Lied zu Wuppertal rechnen?
Falk: Habe ich noch keins, aber eine sehr schöne Idee, vielen Dank! Ich setze mich gleich mal dran…