Film ab: Junge Barmer packen ein schwieriges Thema an
Das Johannes-Rau- Gymnasium stellt ein Film-Projekt vor. Thema: Euthanasie.
Barmen. Film ab! Eigentlich ist die Premiere der DVD „Kinder müssen schlafen nachts“ erst Mitte Dezember. Wer mitgespielt hat, darf jetzt schon mal reingucken. Im Büro von Rainer Kokenbrink, stellvertretendem Schulleiter des Gymnasiums Johannes Rau, blicken Seda Cebba und ihre Mitschüler aus der 9c gespannt auf den Computerbildschirm.
Mahmud Jakovljevic sieht sich zum ersten Mal als Rollstuhlfahrer. „Ich kann euch in die Vergangenheit mitnehmen“, sagt er in einer der ersten Szenen. „Sie kann euch traurig und wütend machen. Vielleicht macht sie euch aber auch stärker und mutiger.“
„Kinder-Euthanasie“ ist das Thema des von Barbara Lipinska gedrehten Dokumentarfilms „Geheime Reichssache Mord“. In den Spielszenen lernen die Neuntklässler die ehemalige Heilanstalt Waldniel bei Viersen kennen. Hier wurden in der NS-Zeit fast hundert geistig und körperlich behinderte Kinder ermordet und in einem Massengrab verscharrt.
„Geheime Reichssache Mord“ sowie zwei weitere Filme zur Geschichte von Waldniel - Länge jeweils gut 15 Minuten - wurden vom Landschaftsverband Rheinland (LVR) finanziert. Versammelt auf einer DVD, sind sie Teil eines umfangreichen Medienpakets für Schüler. Dazu gehört eine zweite DVD mit der Doku „Transport in den Tod“ und Arbeitshefte für den Unterricht. „Ich hoffe, dass viele das sehen“, sagt Seda. „Man muss wissen, was damals passiert ist.“
Dass die 9c beim Filmprojekt mitmischen durfte, verdankt sich der langjährigen Bildungspartnerschaft zwischen LVR und der UNESCO-Projekt-Schule an der Siegesstraße. Und Pädagogiklehrerin Christina Münster, die beim Casting nicht nur auf schauspielerisches Talent achtete. „Ich habe Schüler gefragt, auf die man sich echt verlassen kann.“
Mahmud ist nach der Vorabpremiere begeistert.
Auch die anderen sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Trotz des ernsten Themas - die Dreharbeiten „haben viel Spaß gemacht“, sagt Valerie Kvaktun. Improvisation sei dabei ganz wichtig gewesen.
Ihre Klassenkameradin Kira Steinmetz hat eins auf jeden Fall für die zukünftige Filmkarriere gelernt: „Man darf nie direkt in die Kamera gucken. Das ist verboten.“