Kabarettungsdienst: "Wir machen, was uns aufregt"
Die preisgekrönte Truppe des Johannes-Rau- Gymnasiums begeistert mit der jüngsten Produktion.
Barmen. Absolut sehenswertes und anspruchsvolles Kabarett hat nach der Premiere der 22. Auflage des „Wir halten nach — nachhaltig“--Programmes hinter einem begeisterten Publikum gelegen. „Das war unheimlich ambitioniert, spritzig und zugleich locker“, sagte Rainer-Maria Kraft. Das neue Programm des Kabarettungsdienstes ließ keine Wünsche offen: Es bot eine satirische und zumeist bissige Nachbetrachtung der aktuell brisanten gesellschafts- und sozialpolitischen Achterbahnfahrt in deutschland.
Die von Michael Brischke, Moritz Detzer und Eva Haupt inszenierte Eigenproduktion von 15 Schülern des Johannes-Rau-Gymnasiums sorgte in der Aula an der Siegesstraße für Lachsalven und stürmischen Applaus der beeindruckten Zuschauer. Die wurden von den schönsten „Wahlkampf-Schlammschlachten“ in einem „Wahl-Grusical“, garniert mit Melodien aus der Dreigroschenoper, nach Absurdistan entführt wurden. Statt Heizdecken wurde den Menschen auf „Merkels und Altmeiers Kaffeefahrt“ eine überteuerte Energiewende angedreht, oder mit den Pleitegeiern Hits von Schuberts Unvollendeten — dem Berliner Flughafen und der Elbphilharmonie — zum Besten gegeben.
Dass wir längst nicht mehr in einer Märchenwelt leben, verdeutlichte anschaulich die Light-Version des freizügigen „Schnee(w)flittchens“ — frei nach dem Motto: Sex sells. Die avantgardistische Kostüm- und Maskenauswahl, wie etwa die Rote Fahne der „Linken Sahra“ mit Konterfeis von Marx bis Gysi oder etwa der „Planetenaufmarsch“ zum Abschluss haben neben den ausgezeichnet agierenden Ensemblemitgliedern ein Sonderlob verdient.
Laura (17), die zum vierten Mal dabei war, interessiert besonders der künstlerische Aspekt: „Was regt uns auf und was möchte ich sagen — so stellen wir eine Themenauswahl zusammen.“ Und Leila, erstmals auf der Bühne, meinte: „Wir bringen viele eigene Ideen ein und sammeln so viele krasse Eindrücke. Trotz der stressigen Proben lohnt es sich absolut.“
„Obwohl ich manchmal dachte, sie verheben sich an dem Thema, haben sie es immer hinbekommen“, freute sich Kabarettvater Michael Brischke über den gelungenen Auftritt „seiner“ Truppe, die mit diesem Programm noch viele Menschen für sich gewinnen wird.