Langerfeld: Erinnerungen an das erste Konzentrationslager
In der Stadtteilbibliothek ist ab sofort die Ausstellung zum KZ Kemna zu sehen.
<strong>Wuppertal. Vor fast 75 Jahren, am 5. Juli 1933, begann in Kemna das Grauen der Konzentrationslager. Dieses erste KZ Deutschlands wurde bereits nach einem halben Jahr, am 19. Januar 1934, geschlossen, womit der Albtraum noch lange nicht beendet war. Zur Erinnerung organisieren der Jugendring und die Stadt Wuppertal über ein halbes Jahr hinweg Stadtwanderungen, Vorträge und Ausstellungen. Abschlussveranstaltung wird am 21. Juni ein Sternmarsch nach Kemna sein. "Ich habe mit 13 Jahren gewusst, dass es Dachau gab", sagte Friedrich Paul, als er am Donnerstag in der Langerfelder Stadtteilbibliothek die Ausstellung "Auf den Spuren der Vergangenheit" eröffnete. Bilder und Dokumente geben dort Einblick in die NS-Vergangenheit des Stadtteils, der zwar "keine Hochburg der Nazis war", in dem aber viele Zwangsarbeiter über Jahre Leid ertrugen. "Dass das Untermenschen waren, wurde uns so lange erzählt, bis wir es glaubten", gesteht Paul, der die Parolen als Jugendlicher entsprechend unkritisch aufnahm. Er betont aber auch: "Kemna war in Wuppertal bekannt." Genau darin bestand für die Nazis das Problem. Sie hatten schon vor 1933 die Absicht, politische Widersacher in einem Lager unterzubringen. Nachdem die SA schon einige ihrer Gegner im Haus "Vorwärts" an der Münzstraße inhaftiert und misshandelt hatte, organisierte der damalige Polizeipräsident Willi Veller den Aufbau des "wilden SA-Lagers" Kemna auf ehemaligem Fabrikgelände. Mehr als 4500Menschen wurden dort im Laufe von sechs Monaten gequält. "In der Gaststätte nebenan wurden die Fenster geschlossen, weil den Leuten bei all den Schreien das Bier nicht mehr schmeckte", berichtet Günter Schmalenbeck vom Jugendring.
Solche Öffentlichkeit war nicht erwünscht, und so wurde Kemna bald geschlossen. Indessen hatte es seine Aufgabe erfüllt und der Opposition im Bergischen Land auf brutalste Weise das Rückgrat gebrochen.
"Da sind sie lachend versammelt", sagt Friedrich Paul und deutet auf das alte Erinnerungsfoto der SA-Wachmannschaft. Im Unterschied zu ihren Opfern haben sie überlebt und auch den Kemna-Prozess im Nachkriegsjahr 1948 beinahe ungeschoren überstanden.