Musik für die Immanuelskirche

Weihnachtskonzert des WDR-Rundfunkorchesters.

Oberbarmen. „Jetzt?“, fragte Helga Arntz gespannt. „Ja, jetzt darfst du“, gab ihr Mann Sebastian das Plazet. Eine der Besonderheiten der musikalischen Weihnachtsgala, die Samstagabend in der Immanuelskirche zelebriert wurde, war, zwischen den einzelnen Stücken auf gar keinen Fall klatschen zu dürfen. Deshalb sparten sich restlos begeisterte Zuhörer wie die Eheleute Arntz ihrer Beifall bis zum Ende auf. Und weil es allen anderen ebenso ging, ergossen sich über die Aufführenden nach dem anderthalbstündigen Konzert wahre Begeisterungsstürme.

„Es ist ein Geschenk“, beurteilte Wolfgang Fehl, Vorsitzender des Trägervereins Immanuelskirche, den Festtermin. Rundfunkorchester und Chor des WDR waren mit Niklas Willèn an die Sternstraße gekommen, weil Akustik und Atmosphäre so traumschön sind, dass hier die Radioaufnahmen für deren Weihnachtsgala gemacht wurden. Sie wird übrigens am ersten Weihnachtstag, Dienstag, 25. Dezember, um kurz nach 20 Uhr auf WDR 4 gesendet. „Das liest sich ja wie ein Gemischtwarenladen“, scherzte Inge-Lore Herrmann beim Blick ins Programmheft.

Tatsächlich war mit Georg Friedrich Händels Ouvertüre des „Messias“, dem „Weihnachtsoratorium“ von Johann Sebastian Bach und dem zurzeit eigentlich allgegenwärtigen John Rutter ebenso die Klassik wie Gegenwart vertreten. Dazu kamen ein paar skandinavische Volkslieder und Irving Berlins „White Christmas“, der Welt durch Bing Crosbys Version im Ohr. Aber schon mit dem Auftakt, dem gregoreanischen Choral „Puer Natur“ eroberten die Chorleute die Herzen. Was folgte war ein abwechslungsreiches Repertoire, bei denen sämtliche Spieler des Orchesters ebenso wie die Sängerinnen und Sänger, insgesamt über 40 Stimmen, zeigten, wie exzellent sie sich auf dieses Konzert vorbereitet hatten.

„Trotz der ungewohnten Blickrichtung mit Orgel im Rücken waren es lichtvolle Momente“, lobte Heinrich Schönberger. Vor allem von den Darbietungen der Schwedischen Sopranistin Jeanette Köhn gefielen über die Maße. Ganz in Rot gekleidet interpretierte sie Bachs Weihnachts-Oratorium, setzte stimmliche Glanzlichter bei Franz Xaver Grubers „Stille Nacht“ und sorgte mit „Wenn der Weihnachtsmann nahe ist“, was sie im Schwedischen Original vortrug, für Gänsehaut-Gefühle. Dazwischen schmetterten die Chorleute dynamisch-packend ihr „Halleluja“ bis in den letzten Winkel der nicht ausverkauften Immanuelskirche und führte das Orchester durch sanfte Winterwunderlandschaften („Bereitet dem Herrn den Weg“).

Bei so viel Können störte es niemanden, dass die „Stille Nacht“ auch Dank verschiedener Glöckchen und Schlaginstrumente etwas klebrig-kitschig geriet und auch das diesen herrlichen Hörreigen abschließende Lied „White christmas“ sehr an Disneyland oder Hollywood erinnerte. „Was soll’s, das Leben ist schicht genug“, kommentierte Helga Arntz die zuckersüßen Bilderbuch-Beiträge. „Es war ein ganz tolles Erlebnis“, fasste sie für sich den Abend zusammen.