Wohngemeinschaft Villa Handicap füllt sich mit Leben
Zehn behinderte Menschen sind jetzt in ihre neue Wohngemeinschaft eingezogen.
Langerfeld. Jeden Morgen fährt Basti zur Arbeit in die Werkstatt, eigentlich alles wie immer. Nur sein Weg dorthin hat sich vor zwei Wochen verändert. Seitdem lebt er gemeinsam mit neun anderen behinderten Menschen zwischen 19 und 32 Jahren in einer WG, die ihre Heimat in einem ehemaligen Kindergarten an der Bornscheuerstraße gefunden hat.
Gefragt, wie ihm die erste Zeit gefallen hat, streckt er begeistert beide Daumen nach oben. Sein Zimmer hat er schließlich selber gestaltet. „Ich habe mir überlegt, das schwarz-gelb zu machen. Und mein Zimmernachbar ist auch BVB-Fan“, erzählt er grinsend.
Dass die Gruppe der Bewohner zusammenpasst, war Heidrun Grau, Leiterin des Vereins Villa Handicap, besonders wichtig: „Wir haben fünf Schwerst- und Mehrfachbehinderte und fünf, die nicht auf einen Rollstuhl angewiesen sind. Wir hoffen, dass die jungen Menschen sich gegenseitig positiv beeinflussen.“
Kennengelernt haben sie sich größtenteils im heilpädagogischen Kindergarten, in der Förderschule und ihren Werkstätten. Sie haben teilweise selber den Wunsch geäußert, zusammenbleiben zu können. „Das wäre in einer anderen Einrichtung niemals möglich gewesen, es gibt nicht genügend Plätze“, so Grau.
Deshalb haben die Eltern das Projekt schließlich selber in die Hand genommen und viel Unterstützung bei der Stadt und einem Investor gefunden. Drei Jahre nach der Gründung des Vereins kann Heidrun Grau nun auf die ersten beiden Wochen in der WG zurückblicken. „Das war alles wuselig, ein kleines bisschen chaotisch, wie nach jedem Umzug. Ein paar Strukturen fehlen noch, das kann man auch noch nicht erwarten, aber das kommt Tag für Tag mehr.“ Schließlich müsse sich das ganze Betreuungspersonal neu zusammenfinden und in die Eigenarten der Bewohner eingearbeitet werden. „Es haben sich vom ersten Tag an alle wohlgefühlt, es gab keine Trennungsschmerzen und die Grundstimmung ist einfach gut“, so Grau.
Die Bewohner haben schon gemeinsam den ersten Geburtstag von einem WGler gefeiert. „Ich habe ihm eine Postkarte gegeben“, sagt Basti. Regine Podabrin, Mutter einer schwerbehinderten WG-Bewohnerin, sagt: „Bei der Übergabe der Geschenke sind alle über sich hinausgewachsen.“
Sie empfindet die WG als große Entlastung für die Eltern. „Wir leben schließlich auch nicht ewig. Jetzt wissen wir: hier sind die Kinder gut aufgehoben und fühlen sich wohl.“ Insgesamt hat der Umbau gut und ohne große Verzögerungen funktioniert, obwohl es viel zu tun gab. „Wir haben bei Null angefangen, das war eine richtige Hausstandsgründung. Nur eben mal zehn. Die Eltern waren tagelang einkaufen, und die Bewohner haben ihr Projekt von Anfang an nach ihren Möglichkeiten begleitet“, sagt Heidrun Grau.
Jetzt müssten noch Feinarbeiten erledigt werden, Farbe und Bilder in das Haus gebracht werden, und der Garten barrierefrei umgebaut und gestaltet werden. Grau: „Aber das schaffen wir jetzt auch noch.“