Bürgerbüros: Politik bleibt skeptisch
Stadt legt Nutzerzahlen vor — den Bezirksvertretern reichen die Informationen aber noch nicht.
Wuppertal. Hat der Sturm sich gelegt? Oder haben sich die Wuppertaler einfach mit den Änderungen abgefunden? Gut ein Jahr nach der Kürzung der Öffnungszeiten und der Serviceumstellung in den Bürgerbüros, die anfangs für große Proteste gesorgt hatten, hat die Verwaltung jetzt Zahlen vorgelegt. Wer hat welche Dienstleistung in Cronenberg, Ronsdorf, Vohwinkel, Langerfeld oder Beyenburg in Anspruch genommen?
21.202 Wuppertaler sind demnach zwischen dem 1. September 2011 und dem 31. August 2012 in den Bürgerbüros vorstellig geworden, um sich an- um- oder abzumelden, Auskünfte aus dem Melderegister zu erhalten oder ein Führungszeugnis zu beantragen. Die meisten Besucher verzeichnete dabei die Filiale in Vohwinkel, wo es alleine rund 300 Anfragen im Meldeservice pro Monat gibt.
Jochen Siegfried vom Ressort Bürgeramt, der die Zahlen in den Bezirksvertretungen (BV) vorstellte, sieht die Entwicklung positiv. Aufgrund der Sparvorgaben war die Kürzungen bekanntlich überhaupt erst notwendig geworden. Angesichts der Rahmenbedingungen sei er überzeugt, „dass wir einen guten Service bieten“. Bürgerbeschwerden gebe es kaum noch. Auch die Wartezeiten seien kein Problem, wie auch die BVs zum Großteil bestätigten.
Das gelte mittlerweile auch für die Zentrale am Steinweg, seit der Änderung einzige Anlaufstelle, um Ausweise und Reisepässe zu beantragen. Der Sommer 2011 mit einer durchschnittlichen Wartezeit von 69 Minuten sei schlimm gewesen, räumt Siegfried ein. In diesem Sommer sei die Zeit aber bereits auf unter 20 Minuten gedrückt worden.
Nicht ganz zufrieden mit den Zahlen waren allerdings die Bezirksvertreter. „Schlitzohrigkeit“ wurde der Verwaltung unter anderem bescheinigt. Denn die Nutzerzahlen stehen für sich. Es gibt bislang keine Vergleichszahlen zu den Vorjahren, auch die Frage, ob sich die Sparmaßnahmen bewährt haben, wurde noch nicht beantwortet. Man habe die Anfrage der BV so beantwortet, wie sie gestellt worden sei, hält Siegfried dagegen, verspricht aber, die Infos bis zu den nächsten Sitzungen nachzureichen.
„Uns fehlt die politisch Aussage dazu“, kritisiert etwa Cronenbergs Bezirksbürgermeister Michael-Georg von Wenczowsky (CDU). Auch sein Langerfelder Amtskollege Wolfgang Cleff (CDU) wünscht sich Vergleichszahlen. Einig sind sich die Bezirksvertretungen darüber, dass das Angebot der Bürgerbüros nicht weiter gestrafft werden dürfe. Die Zahlen zeigten doch, dass den Menschen eine nahe Anlaufstelle für behördliche Angelegenheiten wichtig sei, so Vohwinkels SPD-Fraktionssprecher Georg Brodmann
Sind denn weitere Kürzungen geplant? „Wir machen keine weiteren Vorschläge“, betont Siegfried. Das könne nur die Politik.