Neben dem Morsbach fließt auch frisches Kottenbräu

Drei Wuppertaler brauen nach alter Tradition eines der letzten Biere in der Stadt.

Cronenberg. "Wir sind die einzige Schankwirtschaft der Welt, in der es Morsbachtaler Märzenbier gibt", sagt Hartmut Schermer stolz. Der Wirt vom urigen Remscheider Landhaus Morsbachtal hat seit wenigen Tagen eine Biersorte im Programm, die einige Häuser weiter auf Wuppertaler Stadtgebiet, im Haus Engelskotten 2, gebraut wird. Und die exklusiv nur bei ihm aus den Fässern läuft, und die der Nachbar bei Bedarf auch mal eben selbst vorbeibringt. Klar, hier ist nicht der weltweit aktive Bier-Gigant Anheuser-Busch mit "Budweiser" angesiedelt, sondern eben die winzige Brauerei Morsbachtal.

"Bierbrauen ist eine handwerkliche Kunst mit einer 5000-jährigen Geschichte - und die wird bei uns fortgesetzt", sagt Peter Peltsarszky. Der Brauereichef, studierter Industriedesigner, hat dort auch seine Werkstatt für Metall- und Prototypenbau.

Die Brauerei-Anlagen hat er komplett selbst gefertigt; das Bierrezept stammt aus Süddeutschland, das Wasser aus der Große-Dhünn-Talsperre. Ansonsten wird im Morsbachtal streng nach dem deutschen Reinheitsgebot gebraut; nur Wasser, Gerste, Hopfen und Hefe kommen in den Kessel. "Und der Faktor Zeit", unterstreicht Peltsarszky. "Zwischen Brauen und Ausschank geben wir unserem Märzenbier zehn Wochen Zeit zur Reifung."

Damit bauten sich auch unerwünschte Nebenprodukte, die in anderem Gebräu vielleicht für Kopfschmerzen sorgen mögen, auf natürliche Weise ab, betont Peltsarszky. Und er weist darauf hin, dass seit April 2007 in Deutschland das Reinheitsgebot leider auch nicht mehr verpflichtend sei - es sei denn, man deklariert sein Bier so. "Billig-Bier", das mal eben in den Kopf "knallt", will Peltsarszky jedenfalls nicht brauen.

Sein Märzen ist ein untergäriges Bier, etwa dem Lager vergleichbar, das Bier schmeckt durchaus süffig. Im Landhaus sei das Morsbachtaler Märzen jedenfalls bei den Gästen schon nach ein paar Tagen sehr beliebt, berichtet Hartmut Schermer.

Engelskotten hat zwar eine Remscheider Postadresse, gehört aber bereits zum Wuppertaler Stadtgebiet, weil der Morsbach hier einen kleinen Bogen macht. Die Brauerei ist in Wuppertal auch gewerblich gemeldet und von der Lebensmittelüberwachung abgenommen, nachdem Peltsarszky einige Zeit nur für den privaten Hausgebrauch Märzen herstellte.

"Millionär kann ich mit dem Brauen nicht werden", sagt Peltsarszky lachend. Wichtig sei ihm schon ein Stück Bewusstsein für gutes Bier - und Spaß. Im Landhaus soll das Morsbachtaler Märzenbier besonders zum Gegrillten munden, schwebt Schermer vor.

Industriedesigner Peter Peltsarszky baut ihm gerade den passenden Grill, der dann in den Gastraum gestellt wird.