Teckel-Zuchtschau: Liebenswerte und sensible Jäger
Cronenberg. „Yuri Gagarin vom Felsenhügel“ schaute wie gebannt zum Eingang und war sichtlich bestrebt, die Neuankömmlinge gebührend, das heißt mit Schnüffeln hinten und vorne zu begrüßen und dabei ein vorbildliches Sozialverhalten zu zeigen, nämlich keine Rauferei mit den Artgenossen anzuzetteln.
Yuri ist nämlich ein prachtvoller Langhaar-Rüde und der Hund von Irmgard Freudenreich, der Vorsitzenden des Deutschen Teckelklubs Wuppertal-Cronenberg. Dieser hatte am Sonntag auf dem Vereinsgelände Gründerhammer im Remscheider Morsbachtal zu einer Zuchtschau unter der Leitung von Annette Ulatowski eingeladen hatte.
Dort trafen sich die Frauchen und Herrchen von rund 20 Teckeln, umgangssprachlich Dackeln, zu einem Vergleich, bei dem es nicht darum ging, Parcours zu bewältigen, durch Röhren zu kriechen oder über Hindernisse zu springen. Die Kandidaten für die Preise für den schönsten Hund der Unterarten Kaninchen-, Zwerg und Standard-Teckel, unterteilt noch in Rauhaar, Kurzhaar und Langhaar, sollten vor allem Gehorsam demonstrieren, indem sie an der Leine neben ihren Besitzern im Führungs-Karree bei Fuß gingen, wobei Gangart, Fußstellung und die Rückenlinie bewertet wurde.
„Die Idealform ist, dass der Widerrist zur Kruppe (Hinterteil) leicht abfällt“, erklärte Preisrichter Dieter Schlöder aus Essen auf. Wenn besagter Widerrist allerdings, wie bei den meisten der vorgeführten Krummbeiner, ein wenig ansteigt, dann hat er nur mit einem „sehr gut“ statt mit der Höchstnote „vorzüglich“ zu rechnen. Bei lediglich „gut“ ist ein Dackel nur noch bedingt für die Zucht geeignet, was ihm dann eine eher freudlose Zukunft beschert. „Brutus“, der Rauhaar-Standard-Rüde durfte sich zusammen mit Herrchen Christoph Berning aus Wuppertal über ein „sehr gut“ freuen.
Dass der friedlich wirkende Brutus den rechten Fuß ein wenig zur Seite stellt und auch der Widerrist keine Neigung zum Abfallen zeigte, nahm Christiph Berning gelassen hin. „Wir Menschen sind ja auch nicht alle perfekt.“ Stattdessen hob er die Vorzüge der liebenswerten, dabei sehr sensiblen Teckel hervor. „Sie sind klein, das ist ein Vorteil auf Reisen, im Auto und im Alltag. Und in Restaurants gibt es auch kaum Schwierigkeiten“, sagt der stolze Halter. „Brutus ist so brav, dass wir ihn im Restaurant auch schon mal unter dem Tisch vergessen haben, weil er einfach still da sitzt, wenn man die Leine neben ihm ablegt.“
Aber nicht alle Dackel sind so sanftmütig. „In manchem steckt noch der Jagdtrieb. Wenn man ihn dann von der Leine lässt, dann kann sein, dass man ihn drei, vier Stunden nicht wieder sieht, weil der Hund einer Spur folgt“ verrät Manianne Strutz, die Schriftführerin des Cronenberger Teckelclubs: „Und wenn er dann endlich zurück gekommen ist, dann muss man ihn auch noch loben.“