Wohin das Abwasser fließt

Beim Besuch im Klärwerk Kohlfurth zeigten sich Besucher beeindruckt von der Anlage.

Foto: Stefan Fries

Kohlfurth. Wenn Duschwasser und Shampoo in Ronsdorf im Abfluss verschwunden sind, wie lange dauert es, bis sie im Klärwerk Kohlfurth ankommen? Richard Schüller vom Wupperverband rechnet nach. „Stunde, anderthalb“, sagt er dann, „je nach dem, wie viel Abwasser anfällt in dem Moment. Und wie viel Regenwasser im Kanal landet.“

Er steht neben seinem Kollegen Burghard Hoppe auf dem Parkplatz des Klärwerks. Fast 40 Menschen warten darauf, die Anlage kennen zu lernen. So viele — sie werden in zwei Gruppen aufgeteilt. „Wir folgen jetzt dem Weg des Wassers“, sagt Hoppe. Wobei Wasser am Anfang ein sehr weit gefasster Begriff ist für alles, was da ankommt. Wo Hoppe jetzt steht, kommen zwei Zuflüsse zusammen und rauschen der Rechenkammer entgegen.

Rechen wie Harke, denn die Fluten führen nicht nur das mit, was der Laie erwartet. Hoppe: „Socken, Rasierklingen. Unser größtes Problem sind Q-Tipps. Haare — die bleiben hängen und können fünf Meter lange Zöpfe bilden. Container können wir damit füllen.“ Bis zu zehn Kubikmeter solchen Abfalls werde pro Tag von den Maschinen herausgerecht.

Ungefähr zehn Stunden braucht das Wasser, um das Klärwerk zu durchlaufen. Dann landet es in der Wupper. Die verschiedenen Stufen und Prozesse hat Hoppe den Gästen vorher in einem Schulungssaal erklärt.

An dessen Wand die Bilder von verdienten Mitarbeitern hängen: Glockentierchen etwa oder Rädertierchen. Mikroskopisch klein sind sie im wahren Leben. Und unerlässlich, wenn es in der so genannten Belebungsstufe gilt, organische Verbindungen, Stickstoffverbindungen und Phosphor aus dem Abwasser zu holen. An menschlichen Mitarbeitern sind es elf, die das Klärwerk am Laufen halten. Elf Menschen für so ein großes Werk, das geht nur, weil da ganz schön viel Technik drinsteckt.

Zunächst sehen die Besucher nur Becken, Tanks, Rohre und Regler. Aber mit Hoppe geht es ins Innere des Werks. Anzeigen melden den jeweiligen Zustand des Wassers. Bildschirme zeigen, was eine Anlage gerade tut — meistens automatisch. Und zumindest dort, wo die Gruppe vorbeikommt, hält sich die geruchliche Herausforderung in erstaunlich engen Grenzen.

Immer wieder bleibt Hoppe stehen, erklärt, beantwortet Fragen. Ob außer Müll und Wasser am Ende noch was übrig bleibt? „Ja“, sagt Hoppe, „getrockneter Klärschlamm. Der wird dann in Buchenhofen verbrannt. Die Asche wird deponiert.“ Nanopartikel seien allerdings problematisch. Und Medikamentenrückstände liefen durch.

Apropos Abfallprodukte — ein Blockheizkraftwerk kann das bei der Klärschlammfaulung entstehende Biogas zur Stromgewinnung nutzen. 1,8 Millionen Kilowattstunden werden im Jahr erzeugt. Abwärme geht in den Betrieb. Und zusammen mit Photovoltaik-Anlagen produziert das Werk mehr Strom, als es selbst braucht.

Zehn Stunden braucht Wasser, um das Werk zu durchlaufen, eineinhalb Stunden die Besucher. Einer sagt: „Vor allem die Größe der Anlage überrascht. Ich mag es, Dinge zu erkunden, von denen ich nichts weiß.“ Eberhard Hornig: „Was für ein Aufwand, um das Wasser sauber zu machen. So komplex habe ich mir das nicht vorgestellt. Das denkt man sich ja gar nicht, wenn man etwa an Buchenhofen vorbeifährt.“