Serie: Mein erstes Mal „Bouncen, du musst mehr bouncen!“

WZ-Volontärin Lisa Krekel versucht sich zum ersten Mal an dem 30er-Jahre-Tanz Lindy Hop.

Foto: Stefan Fries

Elberfeld. Konzentriert blicke ich auf meine Füße und versuche angestrengt, im Takt der Musik mit dem rechten Bein einen Halbkreis nach vorne zu beschreiben und gleichzeitig locker im linken Knie auf und ab zu wippen — bouncen, wie die Profis sagen.

Und dann alles auch noch in die Gegenrichtung. Gar nicht mal so einfach, vor allem weil nach und nach das Tempo immer schneller wird. „Bouncen, du musst mehr bouncen“, ruft mir Leiterin Natalie Stöber zu. Ich versuche, noch tiefer in die Knie zu gehen — und komme mir dabei ein wenig vor wie ein Storch im Salat.

Charleston heißt der Tanz, den ich gerade zu erlernen versuche — zusammen mit rund 25 weiteren Mitgliedern der SwingJugend — einer Gruppe Tanzverrückter, wie sie sich selber nennen — die sich dem Lindy Hop verschrieben haben.

Der Lindy Hop ist ein Tanzstil der 1930er Jahre aus den USA und eine Art Vorläufer des Jive und des Rock’n’Roll. 2008 haben Tobias und Natalie Stöber gemeinsam mit Freunden die SwingJungend in Wuppertal ins Leben gerufen. „Lindy Hop ist viel mehr als nur ein Tanz, es ist ein Lebensgefühl“, sagt Tobias, rotiert schwungvoll durch den Raum und ruft im nächsten Moment: „Lisa, du musst auch dabei lächeln!“

Das ist allerdings leichter gesagt als getan, denn gleichzeitig aufs lächeln, reden und auf meine Füße zu achten, ist koordinationstechnisch nicht drin. Mittlerweile sind wir bei der dritten Eskalationsstufe des Charleston, wie Natalie es nennt, angekommen.

Jetzt müssen zusätzlich noch die Arme mitgenommen und die Knie John-Travolta-mäßig nach außen gedreht werden. Nachdem ich vollkommen aus dem Takt geraten bin, gestehe ich mir ein, dass ich wohl noch ein bisschen üben muss, um so lässig auszusehen wie die Trainer.

Jeden Dienstag probt die SwingJugend — im Sommer auf der Hardt und im Winter in der Mensa der Uni. Tobias und Natalie geben dabei ehrenamtlich die Trainingsstunden. Die Eheleute selber lernen die Tanzschritte bei internationalen Workshops und geben ihr Wissen dann weiter. „Ein ganz wichtiger Teil ist das freie Tanzen zwischen der Anfänger und der Fortgeschrittenenstunde“, erklärt Natalie. „Hier kann jeder ausprobieren, was er möchte. Es macht einfach Spaß, gemeinsam zu tanzen und man kann sich auspowern.“

Ich habe mich inzwischen hingesetzt, esse Gummibärchen und blicke neidisch zu den tanzenden Paaren hinüber.

Dafür reichen meine Swing-Kenntnisse leider noch lange nicht aus. Aber immerhin bin ich nicht die einzige, deren Oberteil nach der Stunde am Körper klebt, auch meine Mittänzer sind nass geschwitzt. „Wenn wir auf Swing-Parties gehen, nehmen wir drei, vier Outfits mit, weil man einfach schnell komplett durchgeschwitzt ist“, erklärt Tobias und wirbelt seine Partnerin einmal um die eigene Achse.