Der Dönberger Wetterpapst
Über einen Zeitraum von 30 Jahren hat Werner Fidezius akribisch Wetterlage und Temperaturen aufgezeichnet.
Dönberg. „Eines kann ich Ihnen sagen“, stellt Werner Fidezius direkt zu Beginn klar. „Es gab einen Temperaturanstieg um beinahe zwei Grad seit 1981.“ Die bereits Mitte der 1970er Jahre festgestellte, ausgeprägte und bis heute ununterbrochene Klimaerwärmung hat der agile Rentner dank jahrzehntelanger und akribischer Arbeit bewiesen: „Aber das gilt natürlich nur für den Dönberg.“
Das Wetter habe ihn und seine Familie immer schon interessiert — von Berufs wegen. Die Großeltern verdienten ihren Lebensunterhalt typisch bergisch: Mit einer Mischkalkulation aus Bandweberei im eigenen Haus und Bewirtschaftung der eigenen Felder. „Das Wetter war dafür natürlich sehr wichtig“, sagt Werner Fidezius, der selbst noch in der Bandweberei der Großeltern und Eltern lernte. Die Landwirtschaft wurde nach und nach aufgegeben — Fidezius’ Interesse am Wetter blieb. „Als in den 70er Jahren behauptet wurde, dass es einen Temperaturanstieg geben würde, wollte ich das hier auf dem Dönberg nachprüfen“, erklärt der heute 71-Jährige sein Vorhaben.
Am 1.1.1981 ging es los: Temperaturen wurden notiert, und auch die Wetterlage hielt Werner Fidezius in einer eigens entwickelten Steno auf Millimeterpapier fest. „Später habe ich mir dann einen Computer zugelegt und die nötigen Programme installiert“, sagt er. Zwei rote Aktenordner hat er mittlerweile mit Wetteraufzeichnungen, Tabellen und Diagrammen gefüllt.
Noch heute kann der Wetterfrosch vom Dönberg für jeden Tag der vergangenen dreißig Jahre das Wetter nachvollziehen — am 31. März 1982 zum Beispiel war es trocken auf dem Dönberg, aber nur mäßig warm. Beinahe 30 Jahre später hat Werner Fidezius — mittlerweile Rentner — die Klimaerwärmung auf dem Dönberg nachgewiesen. Bis 2005 hat sich die durchschnittliche Jahrestemperatur auf dem Dönberg um fast zwei Grad Celsius erhöht. „Aber seit 2007 ist wieder ein Trend nach unten zu erkennen“, verweist Fidezius auf seine neuesten Erkenntnisse.
Ob dieser Trend anhalten wird, ist ungewiss. Immerhin schlägt das Wetter gelegentlich Kapriolen, wie es im Jahrhundertsommer von 2003 zu beobachten war. Sieben Jahre später dann der Ausschlag in das andere Extrem. „Wir hatten 2010 ja eigentlich zwei Winter“, verweist Fidezius auf das letzte Jahr. „Erst die extrem kalten Temperaturen bis in den April und dann der frühe Wintereinbruch des letzten Dezembers.“
Ob diese Entwicklung anhalten wird, ist für Fidezius zwar weiterhin interessant, aber seit Ende 2010 ist Schluss mit seinen Wetteraufzeichnungen: „Ich habe die Behauptung von damals nachgewiesen und das reicht mir.“