Diemut Schilling: Im Einsatz für den Ostersbaum
Diemut Schilling hat 1999 die Lichterwege aus der Taufe gehoben. Obwohl weitgereist, ist sie großer Wuppertal-Fan.
Ostersbaum. Gebürtige Bremerin, aufgewachsen in Hamburg, Studienaufenthalte in Moskau, Venedig oder Düsseldorf: „Ich hätte viele Möglichkeiten gehabt, wegzugehen“, sagt Diemut Schilling. „Aber ich bin Wahl-Wuppertalerin.“ Und das bereits seit 1984, als die heutige Professorin, die an der Bergischen Uni im Bereich Kunst und Mediendesign lehrt, das erste Mal ins Tal kam — und blieb.
Vor allem der Ostersbaum hat es der 47-Jährigen angetan. Viermal sei sie allein in „ihrem“ Viertel umgezogen. Und wer Schilling in ihrer jetzigen Loft-Wohnung in einer ehemaligen Fabrik besucht, versteht angesichts der schönen Aussicht über das Tal, was den Reiz für sie ausmacht. Schilling schwärmt von den klassizistischen Häuserzeilen in Wuppertal, aber auch den bergischen Landhäusern.
Gerade die Gegensätze machten die Stadt interessant. „Es ist manchmal, wie durch Wurmlöcher durch die Zeit zu reisen“, sagt die Künstlerin, die sich am kommenden Dienstag wieder auf den Ostersbaum konzentrieren und ihn in Szene setzen wird — bei der 14. Auflage der „Lichterwege“ (siehe Infokasten).
Die Reihe hat Schilling Ende der 1990er-Jahre erfunden. Mit einem Schmunzeln erinnert sich die 47-Jährige an die Premiere. „Leute haben gefragt: Was soll denn das? Ist das ein politisches Manifest?“ War es natürlich nicht. „Ich wollte etwas für uns gegenseitig im Stadtteil machen“, erzählt Schilling. Die anderen Bewohner sollten mit eingebunden werden, es sollte Spaß bringen. „Und es war als einmalige Sache geplant“, sagt die Initiatorin, die gemeinsam mit dem Bürgerverein Zukunft Ostersbaum und dem Nachbarschaftsheim auch die diesjährige Ausgabe organisiert.
Denn das Projekt wuchs im Lauf der Jahre. Über 25 Initiativen, Vereine und Privatpersonen sind jetzt am Dienstag dabei. 21 Treppen werden „in ihrer architektonischen Eigenart inszeniert“, 5000 Lichter leuchten, dazu sorgen Musiker und Chöre für eine stimmige Begleitung. Dass die Lichterwege gut ankommen, macht Schilling auch daran fest, dass sich auch regelmäßig Anwohner teilnehmen und etwa ihre Vorgärten schmücken, um sich an der Aktion zu beteiligen.
Der Rhythmus sei immer wieder ein anderer. Auch ihre Lieblingstreppe, die Flensburger Treppe, wird erstrahlen. Und endlich ist in diesem Jahr Schillings „Sorgenkind“ dabei. „Ich bin froh, dass die Pressburger Treppe endlich saniert wurde“, sagt sie und denkt gerne an die feierliche Eröffnung im vergangenen Jahr zurück.
Ihr Anliegen ist es auch, die Treppen im Ostersbaum zu erhalten. Schilling spricht von einer „Kultur der Pflege“. Je besser der Zustand sei, desto geringer sei die Gefahr von Vandalismus, hat sie beobachtet. „So kann ein Zauber entstehen, dass wenig kaputt gemacht wird.“
Man habe aber aus Erfahrungen lernen müssen, sagt die Professorin. Dass etwa die Medaillen an der Schleswiger Treppe einmal als Kletterstützen missbraucht würden, daran habe man vor über zehn Jahren gar nicht gedacht, „weil niemand auf so eine Idee gekommen wäre“. Man müsse halt lernen. „Aber ich bin gerne dabei, weil ich hier lebe.“