Eine Windkraftanlage sorgt für „ZOFF“
BUND lädt zur Wanderung auf die Kleine Höhe: Diskussionen über Pläne der WSW.
Katernberg. Eine „diskussionsfreudige Veranstaltung“ soll die ZOFF-Exkursion auf der Kleinen Höhe am Nordrand Wuppertals sein. Und schon nach etwa 500 Metern und nicht einmal einer halben Stunde hat die Begehung am Samstag ihr kontroverses Thema: die Windkraftanlage, die die Wuppertaler Stadtwerke (WSW) dort errichten wollen. „Wir finden, dass eine Windkraftanlage hier nicht die schlechteste Lösung ist“, sagt Landwirt Karl Bröcker, als er — mehr oder minder zufällig — auf die etwa 35 Teilnehmer der Exkursion des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Kreisgruppe Wuppertal, stößt. Auch die Spaziergänger würden durch das Windrad „gar nicht“ gestört, meint Bröcker.
Die Ansichten des Landwirts stoßen bei den Teilnehmern auf wenig bis gar kein Verständnis, fürchten viele doch eine Verschandelung der Landschaft. Sie kritisieren den Schlagschatten oder die „niederfrequenten Schallwellen“, die von dem Rotor ausgehen. Der Führer der Exkursion, Jörg Liesendahl, der auch Vorstandsmitglied der BUND-Kreisgruppe Wuppertal ist, berichtet, dass durch die Windkraftanlage Vögel wie der Rotmilan oder der Schwarzstorch, ja selbst Fledermausarten in ihrem Bestand gefährdet seien. Die Kleine Höhe sei ein „relativ geschlossenes Grüngebiet“, das vielen Tier- und Pflanzenarten eine Heimat biete.
Bettina Brücher von der Grünen-Fraktion im Stadtrat Wuppertal verweist darauf, dass es in der Sache um einen „Konflikt zwischen Natur- und Klimaschutz“ gehe. Es müsse geprüft werden, ob der Bau einer Windkraftanlage an dieser Stelle einen „zu großen Eingriff in die Natur“ darstelle oder eben vertretbar sei.
Immerhin in einem Punkt sind sich Landwirt und Naturfreunde einig: Ein Gewerbegebiet an dieser Stelle macht keinen Sinn - auch weil hier fünf Quellbäche verlaufen, für die im Falle eines Gewerbegebietes neue und kostspielige Versickerungsflächen angelegt werden müssten.
Die Exkursion führt auch über einen Teil des Areals von Carl Emde. Er hatte 2001 einen Hof erstanden, um „ein Gewerbegebiet zu verhindern“, wie Emde unumwunden einräumt. Nach der Übernahme des Hofes stellte er auf biologische Landwirtschaft um und verpachtete an drei Bio-Bauern. Alte Obstsorten wurden wieder angebaut, die Waldränder bepflanzt. Mit dem Ergebnis ist er vollauf zufrieden: „Die Bio-Bauern hier haben überdurchschnittliche Erträge.“ Auch zwei Bahnen des Golf-Clubs Bergisch Land verpachtet er: Sie müssen ökologisch bewirtschaftet werden.
Die Mitwanderer sind von der Begehung sehr angetan und hoffen darauf, dass die Kleine Höhe auch in Zukunft unberührt bleibt. „Das ist eine Augenweide hier, die muss man erhalten“, sagt eine Teilnehmerin, die regelmäßig dort spazieren geht. Dieser Ansicht ist auch Bernd Buddrus, der gemeinsam mit seiner Frau die etwa viereinhalbstündige Exkursion absolviert.