Grüne Daumen mit Tradition
Mit viel Programm feierte der Kleingärtnerverein an der Hainstraße sein 90-jähriges Bestehen.
Katernberg. Ein Tombola-Rad dreht sich, Kinder werden geschminkt, eine Partyrakete wird gezündet - und männliche "Garten-Ballerinas" tanzen: Beim Sommerfest des Kleingärtnervereins Hainstraße gab es am Wochenende viel Programm. Das lockte auch viele Nachbarn rund um das Bethesda- Krankenhaus in die Anlage.
Bereits am Freitagabend wurden die Feierlichkeiten zum 90-jährigen Bestehen der Kleingartenanlage mit einem Fassanstich eröffnet. 90 Jahre, in denen viel passiert ist: Seiner Geschichte ist sich der Verein bewusst und hat diese in einer Festschrift und in einer Ausstellung festgehalten.
Dabei ging es auch um dunkle Kapitel in der Zeit der NS-Herrschaft, als selbst die Wuppertaler Kleingärtner instrumentalisiert wurden, wie der Vorstandsvorsitzende Andreas Katschorek berichtet: Dass man die Zeit des Dritten Reiches nicht unter den Teppich kehrt, ist ihm wichtig. Damals ging es so weit, das in vielen Kleingärten Maulbeersträucher gepflanzt werden mussten, um Seidenraupen für die Fallschirmproduktion zu züchten.
Nach dem Zweiten Weltkrieg dann gab es kaum noch Saatgut für die Laubenbesitzer. Bergauf ging es erst wieder ab 1950. Seine große Zeit erlebte der Verein an der Hainstraße in den 1970er Jahren. "Da gab es so viele Kinder hier, so dass wir eigene Weihnachtsfeiern für die Kleinen ausrichteten", erinnert sich Katschorek. Bis zur Jahrtausendwende waren die Kinder von einst erwachsen. Zu den Weihnachtsfeiern kamen nur noch die Väter.
Deshalb werden leerstehende Parzellen seit drei Jahren bevorzugt an junge Familien verpachtet. Die 25-jährige Samantha Borrmann ist seit dem letzten Jahr Pächterin. Sie und ihr Mann freuen sich, dass ihr Sohn Alexander in der Kleingartenanlage viel mehr Platz zum Spielen als in der engen Stadtwohnung hat - und mittlerweile auch viele Freunde zum Spielen.