Josef, der Automaten-Mann
Josef Reufels verkauft Park-Tickets am Landgericht – und ist mit diesem aussterbenden Beruf sehr zufrieden.
Elberfeld. Was wäre der Mensch ohne Auto? Der Gedanke allein dürfte manch einem über die Hutschnur gehen - aber man kann sich Schlimmeres vorstellen. Beispielsweise diese Frage: Was wäre der Mensch ohne Parkplatz? Park-Charaktere jeder Couleur kennt Josef Reufels, der bei Wind und Wetter seinen Mann steht, sozusagen als aussterbende Spezies. Die Kasse als Bauchladen vor der Brust, hütet der Wuppertaler Rentner seit drei Jahren eine Parkfläche beim Landgericht und ersetzt dort gleichsam den Parkscheinautomaten.
"Es gab mal Überlegungen, eine Schranke aufzustellen - aber das wäre zu teuer geworden", sagt Reufels. Schließlich müsste trotz Automatisierung jemand in Bereitschaft sein, um im Notfall die Schranke bedienen oder reparieren zu können. So teilt sich Reufels, zugleich Hobbykoch und Sänger im Cronenberger Männerchor, seinen Job mit einem Kollegen. Jeder ist 50 Stunden pro Monat im Einsatz. Montags bis freitags von acht bis 13 Uhr bewachen sie den Platz.
Die Zeiten sind am Bedarf orientiert, denn zu diesen Stunden laufen die meisten Verhandlungen vor Gericht. "Je nach Prozess brummt der Laden", weiß Reufels, zu dessen Kunden überwiegend Rechtsanwälte und geladene Zeugen zählen. "Auswärtige Besucher wollen nicht lange nach einem Parkplatz suchen. Manche stellen ihr Auto einfach ab, und ich fahre es in eine Box, sobald ein Platz frei wird."
Stress macht sich Reufels dabei nicht, alles geht gemütlich und menschlich zu: Autos einweisen, Tickets ausgeben, Geld nachfordern, wenn die Parkzeit überzogen wurde. Pointe am Rande: Ein eigenes Auto braucht er nicht, die wenigen Meter von seiner Wohnung an der Hardt kann er bequem zu Fuß zurücklegen. Als einziges spezielles Utensil seiner Zunft besitzt er einen alten Geldwechsler von der Rheinbahn, der "schon auf Euro umgestellt ist".
Wenn auf dem Platz nichts zu tun ist, wird Unkraut gezupft oder die kleine Hütte, die bei schlechtem Wetter als Unterstand dient, auf Vordermann gebracht. Scherereien sind selten, doch gibt es Zeitgenossen, die ausnutzen wollen, dass sich kein Polizist um einen Privatparkplatz kümmert. Ein Lkw-Fahrer aus dem Ruhrgebiet habe seinen Laster mal zwei Tage lang auf dem Platz abgestellt, ohne zu zahlen. "Als ich ihn angesprochen habe, ist er frech geworden." Die Rechnung hatte der Mann allerdings ohne den Wirt gemacht - denn der blockierte Dauerparkplatz gehörte einem Rechtsanwalt, der sich zu wehren wusste.