Jugendfarm: Neuanfang nach zwei harten Jahren
Nach dem großem Wasserschaden im Jahr 2009 erlebte die Jugendfarm die schwersten zwei Jahre in ihrer 40-jährigen Geschichte.
Sonnborn. Ponys, Hühner und Kaninchen scheren sich gemeinhin nicht um Wasserschäden. Wenn die Zuneigung, die ihnen zuteil wird, allerdings darunter leidet, ändert sich das Interesse der Tiere schnell. So werden auch die 43 tierischen Spielkameraden auf der Jugendfarm Sonnborn mitbekommen haben, dass die vergangenen zwei Jahre die schwersten in der 40-jährigen Geschichte der Farm waren.
Kurz vor Weihnachten, am 21. Dezember 2009, platzte eine Wasserleitung im mehr als 240 Jahre alten Fachwerkhaus am Rutenbecker Weg. Die Folgen waren verheerend: Aus jeder Ritze des Gebäudes tropfte Wasser, kleine Wasserfälle ergossen sich an den Wänden entlang, Tapeten lösten sich — kurz: Die Farm stand unter Wasser. Auch die Küche inklusive Geräten fiel dem Wasser zum Opfer. Draußen pfiff ein eiskalter Wind, der Schnee stand knietief auf dem großen Grundstück der Farm. „Wir hatten Frost im Haus. Weil wir die Temperatur nicht über null Grad halten konnten, mussten wir die Leitungen leerlaufen lassen, um weitere Schäden zu vermeiden“, erinnert sich Andrea Hedemann.
Die Wände waren so durchnässt, dass eine Trockenlegung nicht mehr ausreichte, das Fachwerkhaus musste entkernt werden. Zwei Jahre lang waren die Kinder der Jugendfarm fast heimatlos, ein eilig aufgestellter Bauwagen war nur ein spärlicher Ersatz.
Zwei Jahre später ist es fast so, als sei dies nie geschehen: Die zwölf Jahre alte Leonie steht auf dem Hof und füttert ein Pony, ihre Freundinnen streicheln Kaninchen, treiben die Hühner in den Stall oder spielen mit den Katzen. Die Favoriten vieler Farmbesucher: die Frettchen. Die extrem zutraulichen Nager sind neugierig, lassen sich gerne an der Leine über den Hof führen. Nach so einem Spaziergang sind sie müde und kriechen gerne für ein Nickerchen in die Ärmel der Kinder. „Das hat etwas Meditatives. Selbst die hibbeligsten Kinder sind dann ganz ruhig“, berichtet Hedemann.
Das Zuhause der Schweine, Gänse und anderen ständigen Farmbewohnern haben die Kinder und Jugendlichen mit Hilfe einiger Eltern und ehemaliger Farmbesucher fast komplett selbst gestaltet: Ein alter Bauwagen wurde für die Katzen eingerichtet, ein Nachtdomizil für die Schweine gezimmert und für die geliebten Frettchen eine Röhrenkonstruktion errichtet, über die selbst entscheiden können, wann sie sich drinnen oder draußen aufhalten wollen.
Eine richtige Küche fehlt der Jugendfarm noch, der Zuschuss des Landes Nordrhein-Westfalen ist aber bewilligt, sie wird bald eingebaut. Doch auch nach dem Einbau werden die Spuren der schweren zwei Jahre noch sichtbar sein: „Wir haben aktuell etwa 25 Stammkinder, die regelmäßig hierher kommen. Vor dem Schaden waren es deutlich mehr“, so Hedemann.
Neben der Fertigstellung fast aller Reparaturarbeiten am Fachwerkhaus gab es für den Verein eine weitere gute Nachricht im Jahr 2011: Weil Wuppertal Optionskomnune wird, ist zumindest für die kommenden Monate gesichert, dass die Jugendfarm weiterhin Ein-Euro-Jobber zugeteilt bekommt. Aktuell sind fünf Kräfte auf der Farm im Einsatz, mit deren Unterstützung die Farm gewachsen ist. Denn bereits in den 80er Jahren, damals noch unter dem Titel „Arbeit statt Sozialhilfe“, sind Langzeitarbeitslose für den Verein tätig. Hedemann: „Ohne Spenden und diese Kräfte hätten wir keine Chance, die Arbeit hier aufrecht zu erhalten.“