Kampf für mehr Lärmschutz: „Wir blockieren die Autobahn“
Seit 30 Jahren kämpfen die Anwohner am Julius-Lucas-Weg für einen Lärmschutz.
Katernberg. Viele hätten schon resigniert, aber Friedrich Rawe kämpft weiter. „Es ist wichtig, dass die verstehen, dass wir uns die Lügen nicht länger gefallen lassen.“ Die, das sind die Stadt Wuppertal, der Landesbetrieb Straßen, das Bundesverkehrsministerium — fast alle möglichen Ansprechpartner hat Friedrich Rawe bereits kontaktiert. Sogar mit Johannes Rau hatte er Schriftverkehr über das Thema Lärmschutz am Julius-Lucas-Weg. Passiert ist nichts. Seit 30 Jahren.
Damals, in den frühen 80er Jahren, wurde die A 46 am Katernberg gebaut. Seitdem gilt der Steilhang, auf dem die Häuser von Rawe und seinen Nachbarn stehen, als kritisch: Nicht nur, weil der Lärm fast ungehindert den Hang hinauf getragen wird, sondern auch weil seit Mitte der 80er Jahre bekannt ist, dass der Steilhang langsam abrutscht.
Dadurch entstehen immer wieder Risse in den Häusern, berichtet Anwohnerin Marion Ebert: „Die riesigen Risse in den Mauern im Garten hat das Land reparieren lassen. Aber die Schäden an den Häusern stammen angeblich nicht vom abrutschenden Hang.“ Ihr Nachbar Ernst Schmücker drückt es drastischer aus: „Das ist eine Enteignung. Die Häuser sind ja nichts mehr wert.“
Der seit 30 Jahren versprochene Bau einer Lärmschutzwand wurde nun wieder verschoben — diesmal auf das Frühjahr 2013 (die WZ berichtete).
Die Begründung für die erneute Verschiebung des Baustarts macht Friedrich Rawe wütend: Weil zur Sicherung des Steilhanges bis zu 20 Meter tief gegraben werden muss, kostet das Lärmschutzprojekt 1,5 Millionen Euro mehr als geplant (siehe Kasten). Deshalb muss nun zunächst das Bundesverkehrsministerium zustimmen. „Das solche Sicherungsmaßnahmen nötig sind, habe ich den zuständigen Stellen bereits vor 30 Jahren mitgeteilt. Da sind nur Stümper am Werk“, sagt der Ingenieur in Ruhestand.
„Früher hieß es, die Brücke mache das Projekt so schwierig, jetzt ist es der Hang. Die finden immer wieder neue Ausreden“, fühlt sich auch Marion Ebert verschaukelt. Bereits 1995 sei ein konkreter Termin für einen Baustart „im September“ versprochen worden, seitdem wächst die Wut. Friedrich Rawe erwägt schon drastische Schritte: „Wenn wieder nichts passiert, blockieren wir einfach die Autobahn. In Frankreich wäre das schon lange geschehen.“