Leben im Denkmal (5): Ein Bügeleisen mit Wohnqualität

Wilfried Buschmann lebt und arbeitet in einem der Wuppertaler Bügeleisenhäuser an der Ottenbrucher Straße.

Elberfeld. Leben und arbeiten unter einem Dach — das ist etwas, das viele Menschen sich überhaupt nicht vorstellen können. Da werden Job und Privates lieber strikt getrennt, der Erholung wegen.

Was aber, wenn sich Wohnung und Büro in einem Haus befinden, von dem viele träumen? In einem Haus, das durch seine Individualität besticht, das in einem wunderschönen Viertel steht und noch dazu unter Denkmalschutz steht? Manche entscheiden sich ganz bewusst dafür, sich eine solche Immobilie zuzulegen und verwenden viel Geld und Herzblut darauf, sie möglichst nah am Original zu sanieren.

Ganz so war es bei Wilfried Buschmann aber nicht. „Es ist eher Zufall, dass ich hier gelandet bin“, sagt der Ingenieur für Veranstaltungs- und Produktionstechnik. Der 43-Jährige hat im Erdgeschoss des Bügeleisenhauses an der Ottenbrucher Straße sein Büro, im ersten Sock seine Wohnung. Großzügiges Ausbreiten ist dort nicht drin: „Es gibt im ganzen Haus keinen einzigen rechten Winkel“, sagt Buschmann. Geht auch schlecht, heißt das Gebäude doch nicht ohne Grund Bügeleisenhaus: Es ist als Dreieck angelegt. Das Büro hat im Eingangsbereich normale Zimmerbreite und läuft dann so spitz zu, dass am Ende gerade mal genug Platz für ein Fenster ist.

Beengt wirkt der Raum trotzdem nicht. Je nach Perspektive entwickelt er sogar eine enorme Weite. „Das war aber mal ganz anders“, erzählt Buschmann. „Was ich hier vorgefunden habe, hatte nichts mit dem Originalzustand zu tun.“ Die eigentlich hohen Decken waren abgehängt, die Türen braun gestrichen, künstliche Wände eingezogen worden. Als Buschmann das Büro Ende des vergangenen Jahres renoviert hat, strahlte es noch den Charme der 70er Jahre aus.

Zusammen mit Handwerksunternehmen hat Buschmann drei Monate lang Wände eingerissen und renoviert. „Der Rückbau war das aufwendigste“, sagt er. Und auch die Entsorgung des Bauschutts hatte es in sich: „Da kamen zum Teil Materialien zum Vorschein, die kein Mensch kannte.“ Die mussten dann wie Sondermüll behandelt werden.

Es traten aber nicht nur böse, sondern auch sehr schöne Überraschungen zutage. Herzstück des Büros ist eine alte Säule aus Guss, die Boden und Decke miteinander verbindet und oben mit einem alten Kapitell abschließt. „Die steckte vor der Renovierung in einer der nachträglich eingezogenen Wände.“ Für Buschmann absolut unverständlich, wie jemand dieses Schmuckstück einfach so einmauern konnte.

Als Kontrast dazu zieren zwei Stahlträger unter der Decke den Raum. „Die sind wohl aus der Sanierungsphase in den 70er Jahren“, sagt Buschmann. Wahrscheinlich dienten sie dazu, das Haus zu stabilisieren. „Im Gegensatz dazu zeigt die Säule, wie detailverliebt vor 120 Jahren gearbeitet wurde.“ Genau so alt ist das Bügeleisenhaus an der Ottenbrucher Straße. Ein Mosaik im Hausflur trägt zumindest die Jahreszahl 1891 in sich.

Wilfried Buschmann lebt und arbeitet gern unter einem so alten Dach. Langfristig plant er sogar, die beiden Etagen über eine Treppe miteinander zu verbinden.