Relikt aus dem Zweiten Weltkrieg Neumarkt: Das Ende des Bunkers naht
Zentrum · Mit dem Umbau des Areals könnte auch das Relikt aus dem Zweiten Weltkrieg verschwinden – zum Leidwesen einiger Wuppertaler.
. Am und im Bunker unterm Döppersberg wird kräftig gearbeitet. Die Riedel-Brüder bauen das Relikt aus dem Zweiten Weltkrieg bekanntlich um – als Kulturort soll es wiederbelebt werden. Ein paar hundert Meter weiter, unterm Neumarkt, naht dagegen das Ende des dortigen Bunkers. Zugänglich ist er schon seit Jahren nicht mehr – zumindest nicht offiziell. Mit dem Umbau des Neumarktes könnte er endgültig verschwinden. Zwar gebe es noch keine Planung, auch müsste der Bunker erst einmal überprüft werden, heißt es dazu vorsichtig aus dem Rathaus. Doch die Chance, dass für eine Sanierung Geld in die Hand genommen wird, ist gering.
Der Zustand ist schlecht, sagt Hobby-Bunkerforscher Klaus Stein. „Das Ding ist eigentlich komplett abgesoffen.“ Dass er noch mal saniert werde, glaubt der Wuppertaler nicht. „Das ist schade.“ Denn der Bunker befände sich in vielen Teilen noch im Originalzustand. „Bestimmt zu 80 Prozent.“ Das bestätigt auch Dirk Trundelberg von der Feuerwehr, der sich berufsmäßig mit diesen Anlagen im Stadtgebiet beschäftigt hat. Einrichtungsgegenstände aus den 1950er Jahren seien dort noch zu finden. Viele Unterlagen zum Neumarkt, wo im Zweiten Weltkrieg etwa 450 Menschen Schutz suchen konnten, seien allerdings nicht erhalten geblieben, sagt er. „Der Bunker dort ist aber deutlich kleiner als der unterm Döppersberg.“
Eine, die den ehemaligen Luftschutzraum besonders gut kennt, ist Lore Duwe. Die Elberfelderin hatte ihn einst „wiederentdeckt“, wie sie stolz erzählt. „Eigentlich müsste der Lore-Duwe-Bunker heißen. Das ist praktisch mein Kind.“ Dass dort zum Beispiel nach dem Krieg aufgrund der Wohnungsknappheit Menschen lebten, „wusste doch gar keiner mehr“. Jahrelang bot sie, zum Beispiel bei Wuppertal 24h live, Führungen an. „Im Rex habe ich dazu Geschichten erzählt und dann sind wir mit Fackeln rübergelaufen.“ Duwe hatte bei ihrer ersten Führung noch eine ehemalige Schulfreundin dabei. „Die hat nach dem Krieg dort gewohnt. Wir haben sogar noch ihren Namen eingeritzt in der Wand gefunden.“ An vielen Stellen hing noch die Originaltapete. „Für mich ist das ein Denkmal“, sagt Duwe. Eines, das irgendwie erhalten bleiben sollte.
Kommt eine Gedenktafel
für den Neumarkt-Bunker?
Doch Führungen gibt es lange nicht mehr. „Das kann keiner verantworten“, heißt es aus dem Rathaus. Seitdem vor Jahren auch der zweite Eingang zum Rathaus hin dicht gemacht wurde, um Platz für weitere Marktstände zu schaffen, fehlt die notwendige Luftzirkulation. Und selbst die Marktbeschicker, die den Bunker zumindest zeitweise noch als Lager nutzten, winken ab. Gebraucht wird er nicht mehr, sagt Obsthändler und Sprecher Frank Schmitz.
Der noch existente Zugang, neben der verrammelten Tür zu den Toiletten, ist verschlossen. Nur selten gibt es noch mal Einblicke. Lohnen tun die aber nicht, sagt Stein. „Der Bunker ist leider kaum noch zu retten.“ Er hofft allerdings, dass er im Zuge des Neumarkt-Umbaus nicht gänzlich in Vergessenheit gerät. „Man muss irgendwie an ihn erinnern.“ Vielleicht mit einer Gedenktafel? Ähnliches schlägt auch Trundelberg vor. „Ich bin gespannt, was mit dem Bunker passiert.“
Letztendlich habe man ja gewollt, dass die Bunker in Wuppertal anders genutzt werden, sagt Bezirksbürgermeister Hans-Jürgen Vitenius (SPD) und verweist etwa auf den Döppersberg oder den Schusterplatz, wo der dortige Hochbunker umgebaut werden soll. Der Neumarkt-Bunker sei aber „einfach tot“. Für eine Erinnerung in welcher Form auch immer, „bin ich aber immer zu haben“, sichert er Unterstützung zu.