Abschied vom Hammer Bunker in Düsseldorf
Am 30. Juni kann das Bauwerk zum letzten Mal besichtigt werden. Dann weicht es einem Neubau mit 21 Wohnungen.
Düsseldorf. Für die einen ist er ein unübersehbarer Klotz, für die anderen ein Stück Zeitgeschichte — der Hochbunker am Möhkersgäßchen in „Kappeshamm“, der im Zweiten Weltkrieg Tausende Leben retten sollte. Er öffnet am 30. Juni zum letzten Mal seine Pforten.
„Zur Besichtigung und zu einer kleinen Ausstellung laden wir alle Interessierten zwischen 11 und 17 Uhr ein“, sagt Daniel Leuchten, Vorsitzender des Fördervereins Hamm. „Wir freuen uns, noch etwas zur historischen Bildung beitragen zu können, bevor der Bunker für immer verschwindet.“ Das geschichtsträchtige Gebäude soll 21 Wohnungen weichen — wir berichteten. „Baubeginn ist im Herbst“, sagt Altphilologe Franz-Josef Etz (65), der am Besichtigungstag jede halbe Stunde durch das alte Gemäuer führen wird.
(So soll der Neubau aussehen. Animation Architekturbüro Röttger Welzel Wichmann)
„Vor 15 Jahren gab es schon einmal eine solche Bunker-Veranstaltung“, erinnert sich der 65-Jährige. Er ist als Ortshistoriker von Hamm bekannt und kennt sich in seinem Heimatdorf aus. „Damals dachten wir auch, der Bunker würde abgerissen. Aber da mangelte es noch an konkreten Plänen.“
Sehr detailliert dagegen sind die einstigen Baupläne des 1942 errichteten Vier-Etagen-Hochbunkers. Diese und einige Fotos sowie Zeitzeugenberichte sind Teil der Ausstellung, die Franz-Josef Etz kuratiert. „Ich präpariere nur Kleinigkeiten, die das Ganze untermalen“, schwächt der engagierte Historiker ab. „Es gibt nicht viele Fotos aus der Kriegszeit, um die es geht - denn das Fotografieren war damals verboten.“ Und doch kann Etz mit einer ganz besonderen Aufnahme aufwarten: „Ich habe ein Originalbild von einem Bombentreffer der Südbrücke“, verrät er. „Kurz zuvor war Hamm zum Kriegsschauplatz geworden. Als Kollateralschaden so zu sagen.“ Denn das Dorf sei Teil des Frontverlaufs gewesen. „Auf der anderen Rheinseite lauerten die Amerikaner, die eine Querung des Flusses zunächst nicht wagten.“ Und dann hätten deutsche Pioniere die zwei nahe gelegenen Rheinbrücken gesprengt, sodass niemand mehr die Rheinseite hätte wechseln können, sagt Etz. „Das war am 3. März 1945. Und davor saßen gut 4000 Düsseldorfer wochenlang im Hammer Bunker fest - vom 28. Februar bis 17. April hielten sie es darin aus.“ Von 1047 Malen Luftalarm bis 1945 berichtet Franz-Josef Etz. Er hat als Kind übrigens in Bunkern gespielt, bevor sie geschlossen wurden.
Von diesen und weiteren Bunkern in der Umgebung weiß Etz zu berichten: „Es gab zivile und militärische Beton-Bunker in Hamm.“ Direkt unter dem Schützenplatz zum Beispiel liege ein militärischer. Die Türme, Öffnungen und Zugänge seien vernichtet worden, aber der Bunker existiere noch - „unter dem Parkplatz, um genau zu sein“.
Wer sich für die zivilen, zum Teil noch zugänglichen Bunker interessiert, kann bei der Führung am Möhkersgäßchen mehr erfahren. Dort informiert Etz über Wissenswertes rund um den Zweiten Weltkrieg. Denn diesem widmet er ein Kapitel in seinem neuen Buch „Fragmente einer Ortsgeschichte, Band 2“. Das Werk soll 2019 erscheinen — anlässlich des 625-jährigen Jubiläums, das Hamms Zugehörigkeit zu Düsseldorf feiert.
Wer über Vergangenes mit Zeitzeugen plaudern will, kommt beim Bunker-Treffen bestimmt auf seine Kosten. Alteingesessene Hammer berichten immer wieder gern von Zeiten, in denen das Möhkersgäßchen noch als Spielstraße genutzt wurde und der umgebaute Bunker als Lager diente. „Ich bin im Bunker groß geworden“, erinnert sich Anwohner Peter Stefen (62). „Meine Großeltern brauchten den Bunker im Krieg, und ich durfte darin zum ersten Mal Gabelstapler fahren, als er Lagerraum geworden war.“ Daniel Leuchten ergänzt: „Der Wandel des Bunkers hat natürlich einige Spuren verwischt - aber wo sich zu Kriegszeiten die sanitären Anlagen befanden und wo die Belüftungsanlage war, ist noch zu erkennen.“