Kirchen im Wuppertaler Westen St. Remigius: Eine fast runde Sache

Der neogotische Vorgängerbau der ovalen Kirche musste trotz zunächst anderer Planungen dem Sonnborner Kreuz weichen.

Sonnborn. Sankt Mariä Empfängnis und Sankt Ludger in Vohwinkel sowie St. Bonifatius in der Varresbeck haben wir im Lauf unserer Kirchenserie bereits vorgestellt. Den letzten Teil der Serie nimmt nun auch die letzte katholische Kirche in der Pfarreiengemeinschaft Wuppertaler Westen ein: St. Remigius, die jüngste der Kirchen.

Die Kirche an der Garterlaie in Sonnborn ist anders als anderen Kirche im Westen. Zwar genauso modern wie St. Ludger und St. Bonifatius bildet sich aufgrund ihres runden, in den Hang gesetzten Baukörpers doch noch einmal eine Besonderheit.

Wer die Kirche betritt, den beeindruckt vor allem das Lichtkonzept des Gotteshauses, das vorwiegend mit indirekter Lichtwirkung arbeitet. Rund um das ovale Kirchenschiff (30 Meter lang und maximal 24 Meter breit) zieht sich ein Kranz kreisrunder Fenster. Deren Lichteinfall wird durch einen gemauerten Vorsprung mit mehreckigen Öffnungen umgelenkt, so dass St. Remigius in leicht diffusem Licht liegt, was der Atmosphäre des Gotteshauses zugutekommt. Denn trotz des fehlenden direkten Lichtes wirkt der Innenraum hell und luftig. Auch das Licht eines Fensterkranzes in der Kuppel wird durch bauliche Elemente geschickt umgelenkt.

Das besondere Licht, die schlichten, rohen Betonwände und -säulen unterstreichen die Modernität des Kirchenbaus. Auch die Orgel im Nordostbereich reiht sich in die geometrische Optik des Innenraums ein. Kein Wunder, ist sie doch noch jünger und moderner als das Gotteshaus selbst. Denn über viele Jahre gab es in St. Remigius gar keine Orgel. Erst 1983, sieben Jahre nach der Kirchweihe im Jahr 1976, erhielt die Kirche ein Instrument. Bis dahin musste der Gesang der Gemeindemitglieder ausreichen. Die Orgel in St. Remigius wurde von Johannes Klais Orgelbau in Bonn erbaut und verfügt über 23 Register auf zwei Manualen mit Pedal.

Dass Sonnborn überhaupt eine so moderne Kirche hat, liegt, wie vieles in diesem Quartier, am größten baulichen Einschnitt in der Stadtgeschichte. Die beiden Weltkriege überstand der neogotische Vorgängerbau von St. Remigius nahezu unbeschadet. Den Bau damals größten innerstädtischen Autobahnkreuzes in Deutschland nicht.

Ursprünglich war St. Remigius in den ersten Planungen noch berücksichtigt worden und wäre bei eben dieser Ausführung nicht abgerissen worden. Nach Änderung der Pläne beschloss die Gemeinde selbst jedoch einen Abriss und Neubau an anderer Stelle. Zwar wäre die Kirche auch dann nicht direkt mit einem Abriss betroffen gewesen, jedoch wäre sie nach Fertigstellung des Sonnborner Kreuzes vollständig von Brücken und Auffahrtsstraßen umgeben gewesen. Der heutige Neubau entstand nur 200 Meter entfernt von der alten Kirche. Den Ausschreibungswettbewerb gewann mit Fritz Schaller ein Berliner Architekt. Die neue Kirche wurde an Pfingstmontag 1976 durch Weihbischof Augustinus Frotz geweiht.

1989 kam es zu einem großen Unglück in der Geschichte der Kirche: mehrere Kabelisolationen fingen nach Ausbesserungsarbeiten Feuer. Die Kirche stand in Flammen und die Rauchsäule war teilweise bis Wichlinghausen zu sehen. Trotz großer Schäden war die Kirche nicht einsturzgefährdet und insbesondere der Innenraum hatte Glück im Unglück. Er lohnt vor allem wegen seiner Schlichtheit stets einen Besuch.