Sonnborn vor dem Bau der Autobahn
Wie sah Sonnborn vor dem Bau eines der größten Autobahnkreuze Deutschlands aus? Der Kalender Alt-Sonnborn 2018 verrät es.
Sonnborn. Was nicht ist, kann ja noch werden. Das dachte sich wahrscheinlich auch der Maler einer Sonnborner Ansichtskarte von 1899. Mit viel Fantasie fügte er die Schwebebahn samt Gerüst über der Wupper entlang des Stadtteils ein. Dabei war das berühmte Wahrzeichen damals aus östlicher Richtung gerade mal bis zum Sonnborner Viadukt gebaut. Doch ganz so schlecht lag der Künstler mit seiner kreativen Prognose nicht. Im Vergleich zur späteren Fertigstellung hängt auf seinem Bild lediglich das Gerüst etwas tief.
Die Postkarte zeigt nur einen der vielen interessanten Blicke auf die Vergangenheit des Wuppertaler Westens im Alt-Sonnborn-Kalender für 2018. Zusammengestellt wurde dieser wie in den Vorjahren von Hans-Jürgen Momberger. Der versierte Kenner der Lokalgeschichte hat sich wieder viel Mühe bei der Auswahl gegeben. Die Bandbreite reicht von seltenen Fotografien aus der Kaiserzeit bis hin zu Aufnahmen aus den späten 60er-Jahren. Dabei sieht der Betrachter, wie stark sich Sonnborn im Wandel der Zeit verändert hat.
Ein Grund dafür ist sicher der Bau des Sonnborner Kreuzes. Es bedeutete einen tiefen Eingriff in den Stadtteil, den viele ältere Bürger bis heute nicht verwunden haben. Das belegt unter anderem die März-Ansicht, die den aufwendigen Brückenbau für die Autobahn dokumentiert. Im Hintergrund ist noch die Katholische Kirche St. Remigius zu sehen. „Sie hatte zu diesem Zeitpunkt noch eine Galgenfrist“, sagt Hans-Jürgen Momberger. Später musste die Kirche für den Bau weichen. 1973 wurde ihr Turm gesprengt.
Wie es vorher aussah, zeigt das Titelblatt des Kalenders mit einem idyllischen Blick von den Höhen auf den Stadtkern. Doch die industrielle Entwicklung ging eben auch an Sonnborn nicht spurlos vorbei. Dazu gehörte auch eine rasante Entwicklung des Eisenbahnverkehrs. Das hatte teilweise fatale Folgen. So war die zweispurige Gleisanlage von Düsseldorf nach Elberfeld bereits Ende des 19. Jahrhunderts stark überlastet. 1890 stürzte ein Zug mit 32 Waggons vom Sonnborner Viadukt in die Tiefe. Zwei Bremser kamen dabei ums Leben. Das September-Bild zeigt die Aufräumarbeiten des großen Schrottbergs.
Einige Jahre später wurde die Eisenbahnlinie erweitert und das Viadukt durch die heute bekannte Bogenbrücke ersetzt. Das Bauwerk war aber auch in seiner ursprünglichen Form imposant. Davon zeugt ein Foto von 1895. Damals zog das Sonnborner Viadukt nicht wenige Schaulustige an.
Eine Besonderheit in der deutschen Eisenbahngeschichte war außerdem der Sonnborner Bahnhof. Er wurde auf einer Brücke gebaut, was statische Herausforderungen mit sich brachte. Auch der Bahnhof Zoo wird im Kalender gewürdigt. Eine seltene Ansicht von 1901 zeigt ihn mit der Fußgängerbrücke zu den Gleisen.
Zusätzlich zur historischen Sonnborner Ausgabe ist auch ein Alt-Vohwinkel Kalender für 2018 erschienen. Beide Exemplare kosten jeweils 8,50 Euro. Erhältlich sind sie unter anderem in der Vohwinkeler Buchhandlung Jürgensen am Kaiserplatz.