Teufelsgeiger im Gotteshaus
Die Folkrock-Band Farfarello taucht die Friedhofskirche in sphärische Klänge und Farben. Ein gelungenes Experiment.
Nordstadt. Warum hat es eigentlich fast 30 Jahre gedauert, bis Teufelsgeiger Mani Neumann in der Kirche seine Geige aus dem Koffer holt? Das ist wohl die einzige Frage, die nach dem Farfarello-Konzert in der Friedhofskirche noch offen blieb. In sakralem Ambiente ließen Gänsehautgefühle jedenfalls nicht lange auf sich warten.
Farfarello mal nicht in der Kneipe oder auf der Freiluftbühne, sondern im Altarraum einer Kirche - das war für die mehr als 200 Zuhörer ein völlig neues Erlebnis. Dabei gehört sie eigentlich dorthin, die atmosphärische Instrumentalmusik voller Poesie und Leidenschaft. Vor allem Gastmusiker Nippy Noya empfahl sich in den heiligen Hallen. Gut in Szene gesetzt durch ein aufwändig inszeniertes Spiel mit Licht und Schatten drängte sich der Eindruck auf, dass dieses Trio häufiger vor dem Altarkreuz spielen sollte.
Was vor 30 Jahren in Hilden begann, hat mittlerweile längst Weltklasseformat erreicht. "Damals trafen Uli und ich uns zufällig in einem Cafe. Er hatte seine Gitarre und ich meine Geige dabei, und so haben wir ganz spontan ein Konzert gegeben", erinnert sich Teufelsgeiger Mani Neumann an die Anfänge. Einige Jahre später kam der dritte Mann dazu, der allerdings über die Jahrzehnte hinweg immer wieder mal wechselte, während Uli Brandt und Mani Neumann auf der Bühne bis heute unzertrennlich sind.
Mit Nippy Noya, Joschi Kappl am Bass und Marcin Wyrostek am Akkordeon stehen die Beiden derzeit für das neue Album im Studio. "Es muss nach so langer Zeit einen Erneuerungsprozess geben", kündigt Neumann an. Was die Farfarello-Fans erwarten dürfen, ließ die Band am Freitagabend in der Friedhofskirche schonmal anklingen: Verrockte Folklore osteuropäischer Herkunft, die wirklich Spaß macht.
Vom begeisterten Publikum gab es jedenfalls zum Abschluss stehende Ovationen für das gelungene Experiment. Ausgefallenes gehörte ja schon immer zum Erfolgsrezept von Farfarello. Man darf also gespannt sein, wohin die Reise weiter geht.