Logbucheintrag 0.22: Neues aus Utopiastadt Wenn Autos den Verkehr blockieren

Utopiastadt · In unserer neuen Kolumne aus Utopiastadt geht es um vermeidbare Autofahrten bei Kurzstrecken.

In unserer Utopiastadt-Kolumne geht es um Alternativen zu kurzen Fahrten mit dem Auto.

Foto: Dimitrij Haak

Niemand steht gerne im Stau. Und doch setzen sich viele Menschen immer wieder hinters Lenkrad und stellen sich zu den Hunderten anderen Autos in den Stau oder die Schlangen vor Ampeln. Und stehen damit sich selbst und allen anderen Verkehrsteilnehmern im Weg. Mit anderen Worten: Autos blockieren den Verkehr.

Ganz nüchtern betrachtet sagen die einschlägigen Statistiken, dass rund die Hälfte aller Autofahrten kürzer sind als fünf Kilometer. Die Gründe ein Auto zu nutzen sind dabei wohl eher emotional als rational: Bequemlichkeit, Widerwillen gegen Bus und Bahn, die eigene Komfortzone, lieber sitzen als sich bewegen, gefühlte Sicherheit, das Ausführen eines Statussymbols, das Gefühl von Freiheit, Werbeversprechen – und natürlich das, was rationalen Entscheidungen am häufigsten im Wege steht: Gewohnheit.

Würden wir uns rational verhalten, müssten wir Verkehrsmittel wählen, die für Kurzstrecken wesentlich geeigneter wären. Ein Großteil der Autofahrten würde wegfallen und denen, die tatsächlich notwendigerweise im Auto unterwegs sind, nicht den Verkehrsraum blockieren.

Aber auch Autos, die gerade nicht zuverlässig im Stau untergebracht sind, sind eine Last für den Verkehr. Feuerwehr oder Müllabfuhr auf dem Ölberg können mehrstrophige Klagelieder von zugeparkten Straßen singen. Sogar der Busverkehr wird dort regelmäßig von abgestellten Autos aufgehalten. Kurz: Offensichtlich gibt es in der Stadt zu viele Autos.

Und hier schlagen wir den Bogen zu Utopiastadt: Dort hat die IG Fahrradstadt-Wuppertal (FSWPT) Radfahrende auf der Nordbahntrasse gezählt. Teilweise sind davon dort über 1000 pro Stunde unterwegs. Und das ohne Stau. Die Trasse kann also genauso viele Menschen bewegen wie eine Autostraße. Hat aber nur die halbe Breite, verursacht bloß einen Bruchteil der Lärm- und Feinstaubemissionen und keinerlei Schadstoffemissionen (von der heißen Luft mal abgesehen, wenn sich Politiker dort für Pressefotos mal aufs Rad setzen ...).

Wer hier seine Autofahr-Routine mal vorsichtig verlassen und sich auf dem Rad ausprobieren will, kann das in den Sommermonaten beim spendengetragenen Radverleih tun. Und wer tatsächlich logistische Bedarfe aufs Fahrrad verlagern will, kann das mit der Lastenrad-Flotte von Utopiastadt und FSWPT das ganze Jahr erledigen. Sollte darüber hinaus doch mal ein Auto nötig sein, gibt es auf dem Bahnhofsvorplatz eine Carsharing-Station. Und Bushaltestellen sind auch nicht weit.

Natürlich sind noch viele Fragen zum Verkehrswandel offen. Wer dabei mitdiskutieren will, kann das zum Beispiel heute Abend um 18.30 Uhr bei der Quartierskonferenz zu Mobilitätsstationen tun. Anmeldung unter

Denn auch diejenigen, die wirklich aufs Auto angewiesen sind, sollten sich schon aus purem Egoismus dafür einsetzen, dass alle anderen Verkehrsmöglichkeiten, gute Fuß- und Radwege sowie die ÖPNV-Infrastruktur massiv ausgebaut werden. Denn alle, die vom Auto auf Bus oder Fahrrad umsteigen, stehen nicht mehr vor einem im Stau.