Wo in Elberfeld einst die Bahnbeamten residierten

1875 wurde die alte Bahndirektion bezogen. 140 Jahre später soll sie zum FOC umgebaut werden.

Foto: Michael Malicke

Wuppertal. Das Gebäude hat eine glanzvolle Vergangenheit und eine Option auf die Zukunft: Am Döppersberg wird schon seit 1850 große Eisenbahngeschichte geschrieben. Dort entstand die erste Eisenbahnverwaltung Westdeutschlands und diese erhielt wenige Jahre später die Bezeichnung Königliche Eisenbahndirektion Elberfeld. Bevor die Bahndirektion 1875 bezogen wurde, residierte man im ersten bis dritten Stockwerk des klassizistischen Bahnhofsgebäudes.

Foto: Michael Malicke

Zwischen 1873 und 1876 zeichnete die Eisenbahndirektion Elberfeld für ein Gebiet verantwortlich, das von der holländischen und belgischen Grenze bis nach Mitteldeutschland mit Gerstungen in Thüringen reichte. Vom Döppersberg aus wurden sechs Kommissionbezirke, 13 Baukreise und 131 Bahnmeistereien mit Unterverwaltungen in Aachen, Düsseldorf, Essen, Hagen, Altena und Kassel geleitet.

Foto: Michael Malicke

Immer mehr Bahnlinien und Verkehr — aufgrund der Neuordnung der Preußischen Staatseisenbahnverwaltung entstanden deutschlandweit ab 1880 weitere Direktionen und die Elberfelder verloren deutlich an Streckenumfang. Bis zur Aufgabe der Bundesbahndirektion Wuppertal galt nun die Zuständigkeit für das Gebiet zwischen Düsseldorf, Hagen, Warburg und Weiden.

Um 1950 war das Schienennetz 1807 Kilometer lang und die Statistik wies zwölf größere Verschiebebahnhöfe, 349 Bahnhöfe sowie 89 Haltepunkte auf. Auf der Besoldungsliste standen 29.875 Eisenbahner.

Wechselhaft ist auch die Geschichte des Gebäudes: Mit Formen in Anlehnung an die italienische Renaissance demonstrierte die Bahndirektion die geballte Bedeutung der Bahn. Zum Gebäudeviereck kamen zwischen 1914 und 1916 die westliche Gebäudeerweiterung und von 1939 bis 1940 ein weiterer Flügelbau hinzu. Im Krieg wurden der Elberfelder Bahnhof und die Direktion stark zerstört. Ab 1946 begann der Wiederaufbau. Die Schrift zum 100. Geburtstag der Eisenbahndirektion beschreibt 1950 den Gebäudekomplex als einen Wiederaufbau mit schlichter Eingangshalle und einer zweckmäßigen Gestaltung der Treppen, Fluren und Räume.

Dem Präsidenten unterstanden sechs Abteilungen mit Dezernaten für Verwaltung und Finanzen, Personal, Verkehr, Betrieb, Bau und Maschinentechnik. In den Zeiten des Wirtschaftswunders gab es im Bezirk Wuppertal rund 800 Privatgleisanschlüsse. Doch neben den Direktionen in Köln und Essen gab es nun eine Verwaltung zu viel.

Fürsprecher, wie einst der Elberfelder Bankier und spätere preußische Handelsminister Freiherr August von der Heydt, der 1830 maßgeblich zum Bau der Bahnstrecke Düsseldorf-Elberfeld beigetragen hatte, hatte der Standort Wuppertal nicht mehr. 1974 beendete die DB das Kapitel, 2008 zog die Krankenversorgung der Bundesbahnbeamten als letzter Mieter aus.