Brauchtum 3500 ziehen hinter St. Martin durchs Viertel
Elberfeld · Der zehnte und größte Martinszug in Wuppertal bringt bunte Lichter ins Luisenviertel.
. Zwei souverän gemeisterte Probleme kennzeichneten den zehnten Martinszug, zu dem die katholische Citykirche mit der IG Friedrich-Ebert-Straße für Samstag auf den Laurentiusplatz eingeladen hatte.
Weil es zur gleichen Zeit an der Neumarktstraße einen großen Feuerwehreinsatz gab und man den nicht behindern wollte, musste die Strecke kurzfristig verändert und der Kasino-Kreisel gemieden werden. Die andere Störung betraf das Wetter, denn bis zum Beginn des Zuges hatte es geregnet - deshalb wurden die mehr als 4000 Teilnehmer des Vorjahres diesmal mit 3500 nicht ganz erreicht.
Nach dem Signal von Pastoralreferent Werner Kleine setzte sich der Tross pünktlich um 17 Uhr in Bewegung und blieb von da an vom Regen verschont. Die verkürzte Strecke führte sodann vom Laurentiusplatz über die Friedrich-Ebert-Straße, die Sophienstraße, die Luisen- und Laurentiusstraße zurück auf den Laurentiusplatz. Vorneweg ritt Sankt Martin, in diesem Jahr dargestellt von Bastian Ufer vom Ferienhof Biesenbach.
Er führte die Menge auf Janosch an, einem 18 Jahre alten Schimmel-Wallach, den nichts aus der Ruhe bringen konnte. Streicheln durften ihn die Kinder indes nicht. Und das aus gutem Grund: „Wenn ich das einem Kind erlaube, dann wollen es alle. Und das ist dann zu viel für den Janosch“, erklärte Bastian Ufer.
Die Helfer des Technischen Hilfswerks sicherten mit Pechfackeln die Strecke ab, während 15 Musiker aus verschiedenen Sinfonie-Orchestern der Umgebung für die musikalische Begleitung sorgten, so dass alle Teilnehmer Lobgesänge auf Sankt Martin anstimmen konnten.
An einem Tag der Bettler, am anderen der heilige Martin
Zur Legende von St. Martin gehört natürlich auch der zerlumpte Bettler, dem der römische Offizier die Hälfte seines Mantels schenkte, um ihn vor dem Kältetod zu bewahren. Den armen Bedürftigen in abgerissenen Kleidern gab wieder Hans Osterberg, der am Montag auf dem Elberfelder Ölberg im Lutherstift selbst als der heilige Martin auftritt, Werner Kleine aber auch schon bei der Tiersegnung vor einigen Wochen assistiert hatte und bei den verschiedensten katholischen Feiern eine wichtige Rolle spielt.
Während vorne auf dem Laurentiusplatz das Martinsfeuer Wärme und flackernden Glanz verbreitete, füllte sich die Szene immer mehr. Alle wollten das Martinsspiel vor dem Kirchenportal sehen, als der Bettler vor dem Römer hoch zu Ross kniete und mit dem halben, mit wärmendem Schaffell gefütterten Umhang beschenkt wurde.
Dazu erzählte Pastoralreferent Werner Kleine die Legende aus dem dritten oder vierten Jahrhundert auf mitreißende Weise. Dabei vergaß er nicht, darauf hinzuweisen, dass Martin nur berechtigt war, eine Hälfte, nämlich die von ihm bezahlte, zu verschenken, weil die andere dem Römischen Reich gehörte.
In der Nacht nach der guten Tat sei Martin der Bettler im Traum erschienen, habe sich als Jesus zu erkennen gegeben und gesagt: „Ich bin nackt gewesen, und du hast mich gekleidet. Was Du getan hast einem meiner geringsten Brüder, das hast Du mir getan.“
Der Nächstenliebe praktizierende Martin wurde später Bischof, so berichtete Werner Kleine, der allen Mitwirkenden, Polizei, THW und den vielen Freiwilligen für ihre Hilfe bei dem größten Martinszug in Wuppertal dankte und dabei aber auch nicht die Bäcker der Friedrich-Ebert-Straße vergaß. Die hatten nämlich 1000 Weckmänner gestiftet, die - in Papiertüten verpackt - darauf warteten, von den strahlenden Kindern in Empfang genommen und verzehrt zu werden.Und da es während des Umzuges, der sich ausdrücklich als Stadt-Martinszug für alle Interessierten versteht, nicht geregnet hatte, war das leckere Backwerk auch trocken geblieben.
Schon jetzt wurden alle Teilnehmer für den 10. November 2019 um 17 Uhr auf den Laurentiusplatz eingeladen, wenn zum elften Mal des Heiligen Martin gedacht werden soll.