Wuppertal ist pleite – und der Ölberg jetzt ein Königreich
Beim Ölbergfest konnten sich Freiwillige bewerben. Jetzt wurde die erste Regentin eingesetzt: Susanne Krampen.
Ölberg. Die Königin hat einen guten Tag erwischt: Sie sitzt auf dem mit rotem Samt gepolsterten Thron, und das auf dem Otto-Böhne-Platz mitten in ihrem Königreich: Huldvoll der Blick, gerade die Haltung, die Wortwahl pointiert. Vertreter der Presse und des Fernsehens sind zur ersten Pressekonferenz der Monarchien geeilt. Der Grund: der Ölberg hat eine Königin, Susanne (I.) Krampen. Und, wie fühlt er sich an, der Aufstieg in den Adelsstand? "Es ist meine königliche Pflicht meine Gefühle unter Kontrolle zu halten", lässt die Königin die WZ wissen. Contenance. Es eilen prompt Hofadjudant Armin Höltke und Zofe Silvia Hischer herbei. "Alles zu Ihrer Zufriedenheit, Königin?" "Sehr wohl."
Zur Klärung: Weil die Finanzsituation der Stadt Wuppertal katastrophal ist, war das Volk gewillt, sich bei einem Foto-Shooting auf dem Ölbergfest vor zwei Wochen um das royale Amt zu bewerben. Der Hinergedanke: Wuppertal ist pleite und der Ölberg wird ein Königreich. Zwei Jahre kann Susanne I. jetzt regieren. Und noch während der Inthronisierung auf dem Kunst- und Kulturmarkt verspricht die Königin: "Die Ölberger sollen in Saus und Braus leben."
Während sie diese Worte spricht, lässt sie den Blick über ihr Königreich schweifen: der Ölberg, das frühere Arbeiterviertel, das mittlerweile neues Selbstbewusstsein und Lebensfreude ausstrahlt. Und wo auch Kunst- und Kulturschaffende kreativ sind: Maler, Bildhauer, Schmuckkünstler, Buchhändler stellten ihre Werke am Sonntag auf dem "freien Markt(platz)" aus. Mit dabei: Künstler Bernd Bähner, Silvia Werner ("Oelberger Taschenmanufaktur") und Christine Ruff ("Relief-Salon"). Von dem Trubel bekommt die Königin nicht viel mit, ist sie doch damit beschäftigt, ein Goldsäckchen von der einen in die andere Hand zu wiegen: eine "milde Gabe", die sie im Barmer Rathaus spenden möchte.