Nachgehakt Zimmer mit Familienanschluss

Lars Roth und Marc Bruch haben vor vier Jahren eine Riesen-WG gegründet. Dort leben inzwischen 22 Menschen zusammen.

Foto: Andreas Fischer

Südstadt. Aus zwei Töpfen dampft und duftet es, im Ofen schmort ein Auflauf. Während die einen am Herd stehen, haben es sich die anderen an dem langen Holztisch inmitten des Raumes bequem gemacht. Die Küche ist das Herzstück der Riesen-Wohngemeinschaft in einer alten Lagerhalle in Elberfeld. Dort wohnen auf 1110 Quadratmetern 22 Menschen unter einem Dach. Sie teilen sich Küche, Bad und Wohnzimmer, können sich bei Bedarf aber auch in einen eigenen Raum zurückziehen.

Foto: Andreas Fischer

„Wir können uns aus dem Weg gehen, doch das ist nicht das Ziel“, betont Marc Bruch. Gemeinsam mit seinem Freund Lars Roth hat er vor vier Jahren den Grundstein für das Projekt gelegt. „Wir wollten neue Leute kennenlernen, mehr Party machen und das haben wir auch erreicht. Es sind Freundschaften entstanden, die ich nicht mehr missen möchte“, betont der Kälteanlagenbauer.

Den Unterschied zu einem Studentenwohnheim sieht er im Miteinander. „Wir suchen Mitbewohner und keine Mieter. Es geht um die Gemeinschaft. Hier wird jeder geweckt, wenn er verschläft und manchmal auch, wenn er schläft.“ Während Lars Roth inzwischen eine Familie gegründet hat und deshalb ausgezogen ist, hat Marc Bruch das Konzept in eine neue Dimension geführt. „Wir haben eine weitere Wohnung angemietet, die über unsere Dachterrasse erreichbar ist. Dort wohnen weitere vier Leute.“

Zu Beginn des Wintersemesters haben die Stammbewohner einen Casting-Marathon veranstaltet, um den passenden Zuwachs für die Großfamilie zu finden. „Einer hat seine Mutter mitgebracht, das ging natürlich gar nicht“, berichtet Marius Hansen. Der Student wohnt seit anderthalb Jahren in der Riesen-WG. „Vorher war ich ein Jahr in Namibia und dort waren die Verhältnisse ähnlich. Hier bin ich mit Leuten in Kontakt gekommen, die ich sonst nie kennengelernt hätte.“

Für Alissa Müller ist die Vielfalt ebenfalls eine Bereicherung. „Die Gemeinschaft gibt mir Energie und ich bin mir sicher, dass die Erfahrung mich weiter bringt. Doch wenn ich hier ausziehe, freue ich mich auch auf eine eigene Wohnung“, betont die 21-Jährige. Denn wirklich Ruhe herrscht zwischen der großen Halle, Küche und Bad selten. „Wir haben ohne Hausordnung angefangen. Inzwischen umfasst sie zehn Seiten, aber niemand wedelt damit“, erzählt Marc Bruch.

Die Sauberkeit fällt in der Studentenhochburg nicht unter den Tisch. „Es gibt einen Putzplan, die Dienste wechseln wöchentlich. Für Küche und Bad haben wir außerdem eine Putzkraft.“, sagt Marc Bruch. „Wir haben natürlich auch einen Phantommitbewohner, der immer alles schmutzig macht“, sagt Alissa Müller. Grundsätzlich sei der Standard aber ziemlich hoch.