Haus Richter wird abgerissen

Die ehemalige Gaststätte ist laut Investor nicht mehr zu retten. Auf dem Gelände sollen zwei Mehrfamilienhäuser entstehen.

Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Alte Gläser, Bierdeckel, Speise- und Getränkekarten, dazu die verstaubte Zapfanlage und der Tisch, an dem Johannes Rau gerne Skat „gekloppt“ haben soll — und natürlich der legendäre Tanzsaal, der hinter Vorhängen im Halbdunkel liegt: Vieles erinnert noch an den Gaststättenbetrieb, doch Bier wird im „Haus Richter“ nie mehr fließen. Das vor ein paar Jahren endgültig geschlossene Traditionslokal, in dem einige Wuppertaler Ehen gestiftet worden sein dürften, wird abgerissen. Dort sollen zwei Mehrfamilienhäuser gebaut werden.

Foto: Fischer, A. (f22)

„Es ist leider nicht mehr zu retten“, sagt André Harder, Geschäftsführer der Firma Immobilienkontor. Ob die ehemalige Fabrik Winkelsträter an der Oberbergischen Straße oder die Bandwirkerei an der Kreuzstraße — eigentlich ist Immobilienkontor dafür bekannt, alte Gebäude wieder in Glanz zu versetzen. „Das war eigentlich auch hier unser Ziel“, sagt Harder. Doch schon beim ersten Rundgang habe man sich von dieser Idee verabschieden müssen, erinnert er sich.

Auch beim Rundgang jetzt ist nur schwer vorstellbar, dass bis vor ein paar Jahren noch Betrieb herrschte. Die Luft ist feucht, im Mauerwerk wütet der Schwamm. „Mit meinem Opa war ich früher noch hier“, erzählt Harder, während er mit der Taschenlampe den Weg leuchtet. Rund um das ursprüngliche Haus Richter wurde angebaut, in der ersten Etage befinden sich Wohnungen, unten das Lokal.

Die Flasche „Ideal Tanzglätte“ im Holzkörbchen ist auch schon lange nicht mehr benutzt worden. „Damit haben die Tänzer früher den Boden im Saal eingesprüht“, weiß Harder. Ein Hingucker sind die Tapeten: Ob mit Pferden als Motiv oder Blumen im „Dschungel-Raum“, wie Harder das Zimmer schmunzelnd nennt.

Doch an allem Interieur wie am Gebäude selbst hat der Zahn der Zeit genagt — und zwar heftig. Eine Chance, den Betrieb wieder aufzunehmen oder dort Wohnraum zu schaffen, habe es nicht wirklich gegeben. „Eine Sanierung muss ja auch wirtschaftlich sein“, sagt Harder. Deshalb wird jetzt neu gebaut. Bald dürfte nur noch der Name der Bushaltestelle vor der Tür an Haus Richter erinnern. Doch zumindest den alten Schriftzug und eine besonders schöne Holzverkleidung aus dem Innern will Harder für den Neubau retten.