Eine Reise in die Vergangenheit bunter Bänder

Eine Führung bot am Samstag Einblicke in die Geschichte der Ronsdorfer Bandwirker.

Ronsdorf. Der Start zu einer Reise in die Ronsdorfer Bandwirkervergangehnheit war passender kaum möglich: Am Bandwirkerdenkmal im Herzen des Ortsteils versammelten sich am Samstag - gewappnet mit Regenjacke und Schirm die Teilnehmer dieser besonderen Führung. Das Denkmal zeigt den Bandwirker, der sich von seiner Frau verabschiedet, um seine Waren zu Fuß nach Elberfeld zu tragen.

"Es war kein leichtes Unterfangen, von der Bandwirkerei zu leben", wusste Kurt Florian vom Bergischen Geschichtsverein zu berichten, der die Spurensucher von einem Ort zum anderen führte und dabei so manche Anekdote erzählte. "Aus Angst vor Überfällen auf ihrem Fußmarsch, taten sich die Handwerker in Gaststätten am Ortseingang von Ronsdorf zu Gruppen zusammen." Die Gaststätten sind zwar heute nicht mehr erhalten. Eine Gedenktafel erinnert aber an den einstigen Versammlungsort.

"Stadt der Bänder" wurde Ronsdorf im 19. Jahrhundert genannt. Der Stadtteil, der früher eine eigenständige Stadt war, ist seit seiner Gründung 1745 untrennbar mit der Bandwirkerei verbunden. Als Elias Eller, ein Bandfabrikant aus Elberfeld im Jahre 1737 auszog, um auf seiner alten Hofschaft die neue Siedlung "Ronsdorf" zu gründen, legte er den Grundstein für die Geschichte Bandwirkerei der Stadt.

Vergangenen Samstag begaben sich Geschichtsfreunde auf die Spuren eben dieser historischen Bandwirker quer durch Ronsdorfs Zentrum. Die Route führte vorbei an alten Bandwirkerhäusern mit so genannten Shedgebäuden. Die im Hinterhof liegenden kleinen Gebäude waren die Wirkungsstätten der Hausbandweber. "Ich habe als Kind in einem Haus gewohnt, in dem ein Bandwirker seine Bänder webte", erinnerte sich Ilse Habermann an die Geräuschkulisse der Bandstühle. Die Zeit der von zu Hause wirkenden Bandweber ist vorbei, aber Bandwirkerfabriken gibt es auch heute noch in Ronsdorf. Hauptprodukt waren früher Hutbänder, "aber wer trägt heute schon noch einen Hut?", fragte Florian in die Runde. So produziert die 1805 gegründete Bandwirkerfabrik Baur heute eben keine Hutbänder mehr, sondern technische Textilien. Auch ein Halt am Gedenkstein für Elias Ellers Wohnhaus an der Kreuzung Marktstraße/Elias-Eller-Straße durfte nicht fehlen.

"Es ist schade, dass die Blütezeit der Bandwirkerei vorbei ist", so Manfred Zöllner. Er lebt zwar schon lange nicht mehr in Ronsdorf und hat nicht viel von der Industrie der bunten Bändern mitbekommen, aber die Geschichten seines Großvaters über die Bandweberei habe er geliebt. Natürlich wusste Florian auch über die letzte Station der Tour, das Bandwirkermuseum, einiges zu berichten. Schließlich befindet sich das Museum in der ehemaligen Preußischen Bandwirkerschule. Sie entstand 1899 und war, als erste Schule ihrer Art, das Zentrum der bergischen Bandindustrie. Noch heute können Besucher dort die alten Bandswebstühle in Funktion sehen.