20 Kameras streamen das Geschehen im Tal Webcams zeigen Wuppertal live und von oben
Etwa 20 Kameras zeigen das Geschehen im Tal. Vor allem in der Innenstadt wird viel gefilmt. Personen dürfen aber nicht zu erkennen sein.
Elberfeld/Ronsdorf. Wer Wuppertal von oben sehen will, muss dafür weder auf Berge noch auf Dächer steigen — er kann ganz bequem von zu Hause oder unterwegs ins Internet gehen. Denn mehr als 20 im Internet auffindbare Webcams zeigen Wuppertal von oben.
So etwa die Kameras auf dem Sparkassengebäude. Sie werden betrieben von Portunity, einem Internet-Dienstleister aus Radevormwald und Wuppertal. Die erste Kamera gab es schon 2003. Jürgen Harmke, Sprecher der Sparkasse, sagt, die Idee sei damals aufgekommen als es die ersten Diskussionen um den Umbau des Döppersbergs gab.
Die zweite Kamera wurde 2012 auf dem Sparkassen-Dach installiert. „Zuerst haben wir damit die Beleuchtung der Uni eingefangen, aber es kamen relativ schnell Anfragen, ob wir nicht den Robert-Daum-Platz zeigen könnten“, so Harmke. Und darauf liege heute bei den Nutzern auch der Fokus: „Zwischen 16 und 19 Uhr gehen die Nutzerzahlen hoch. Die Leute gucken dann, wo sie nach Feierabend langfahren können und wo heute Stau ist“, mutmaßt er.
Für Harmke geht es vor allem um den Nutzwert der Kameras. Auch im Einzelfall, wie er berichtet: „Wir haben einmal eine Mail aus Australien bekommen. Ein Mann bat uns darum, die Kamera um einen Zentimeter zu verschieben, weil er dann seinen Nachbarn zeigen könne, wo er aufgewachsen ist.“ Harmke sei dann aufs Dach gestiegen, um die Kamera zu verschieben. „Der Mann hat sich so gefreut“, sagt Harmke, das habe sich gelohnt.
Es kann aber auch negative Reaktionen geben, wenn man so eine Kamera installiert. Denn bei den Bildern aus dem öffentlichen Raum gibt es rechtliche Hürden. So erklärt Daniel Strunk, Pressesprecher des Landesbeauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit Nordrhein-Westfalen, dass bei Bildern im öffentlichen Raum sichergestellt sein müsse, dass keine Personen oder Auto-Kennzeichen erkennbar seien. „So lange es technisch nicht machbar ist, so weit hereinzuzoomen, dass Menschen erkennbar sind, sind Webcams in Ordnung.“ Einer Genehmigung bedürfe es dafür auch nicht, sagt er.
Abgesehen von der Sparkasse, hat auch TalTV, das Hendrik Stötter betreibt, zahlreiche Kameras im Stadtgebiet postiert. Etwa 20, sagt er. Vier zeigen den Döppersberg, eine die A46, eine die B7 und zwei die Schwebebahn-Endhaltestaelle Oberbarmen. Dabei ist Datenschutz Stötter aber besonders wichtig. „Ich stelle die Kameras immer kleiner und unschärfer ein, als ich müsste“, sagt der IT-Unternehmer aus dem Wtec. „Ich finde, es geht dabei auch um Anstand und Privatsphäre.“
Der Hintergrund seiner Kameras sei ein anderer erklärt er. „Als ich nach Wuppertal gezogen bin, habe ich hier eine negative Stimmung vorgefunden: Wuppertal sei pleite und hässlich.“ Dabei passiere hier ganz viel — und das wolle Stötter auch zeigen. Für ihn ist es eine „Mission“, sagt er. Er will zeigen, was sich in Wuppertal tut. Angefangen hat sein Privatprojekt mit dem Abriss des Hertie-Gebäudes 2006 und hat sich bis heute ausgeweitet. Die Kameras zeigen auch etwas die Igel-Station oder die Brutstätte der Falken. „Ich will auch darstellen, wo es Engagement gibt.“ Denn davon zeige die Stadt besonders viel, so Stötter.
Im Monat erreichen seien Kameras im Mittel 130 000 Besucher — 40 Prozent davon nicht aus Wuppertal. Stötter bewertet das als Erfolg angesichts der Hobbyartigkeit des Projekts. Was ihn aber noch stört, ist das TalTV bisher nur aus der Talachse sendet. Er sucht nach Kooperationen auf den Südhöhen oder in Beyenburg. „Denn Wuppertal ist mehr als nur das Tal.“