Besonderer Rückblick auf das Reformationsjahr
Beim Neujahrsempfang ließ die evangelische Kirchengemeinde Vohwinkel das Jahr Revue passieren — ohne große Reden.
Eine ganz individuelle Sicht auf das vergangene Reformationsjubiläum bot der Neujahrsempfang der Evangelischen Kirchengemeinde Vohwinkel. Anlässlich der Feierstunde im Gemeindezentrum an der Gräfrather Straße wurde am vergangenen Freitag bewusst auf offizielle Reden verzichtet. Stattdessen erklärten besonders engagierte Gemeindemitglieder, was die Reformation für sie ganz persönlich bedeutet. Außerdem gab es viel Gelegenheit zum gegenseitigen Austausch.
Beim traditionellen Empfang hatten sich rund 130 Gäste aus Kirche, Politik und Verwaltung eingefunden. Musikalisch begleitet wurde er von Babette Pfeffer an verschiedenen Flöten und Hörnern sowie von Zorro Zin am Lauteninstrument Theorbe. Beide spielten mittelalterliche Musik aus dem 14. Jahrhundert. Zu den Gästen der Veranstaltung gehörten unter anderem Oberbürgermeister Andreas Mucke (SPD) und Bezirksbürgermeister Heiner Fragemann (SPD).
Buchhändlerin Gesa Jürgensen unterstrich die Bedeutung Martin Luthers für den Buchdruck. „Durch die Bibelübersetzungen war die Nachfrage sehr hoch, was auch den Druck anderer Bücher begünstigte“, erklärte sie. Ohne die Reformation wäre die damals entstandene Vielfalt der Werke ihrer Auffassung nach nicht denkbar gewesen. Lehrerin Heike Fragemann lobte Luther als Wegbereiter und Vordenker eines umfassenden Bildungsansatzes.
Für Hauptkommissar Eckhard Klesser ist der Reformator ein „prinzipientreuer und mutiger Streiter, der ohne Rücksicht auf eigene Nachteile zu seinen Überzeugungen stand“. Die stellvertretende Presbyteriumsvorsitzende Carola Weinhold verwies auf den mit der Reformation eingeleiteten Charakter der Vergebung und Güte statt eines strafenden Gottes. Auch in der Evangelischen Gemeinde des Stadtteils wurde das 500-jährige Reformationsjubiläum im vergangenen Herbst mit breiter Beteiligung gefeiert.
Ansonsten war es für die Gemeinde ein Jahr mit Höhen und Tiefen. Traurig war für Gläubigen am Bremkamp der Abschied vom dortigen Gemeindezentrum. Die Entscheidung hatte finanzielle Gründe. In der angrenzenden Kirche gingen bereits 2009 die Lichter aus. Das gesamte Gelände soll langfristig vermarktet werden. Denkbar ist eine Wohnbebauung. Die Aktivitäten wurden ins Gemeindezentrum an der Gräfrather Straße verlagert.
„Wir haben das Gefühl, dass sich die Menschen hier schon gut eingelebt haben“, sagt Presbyteriumsvorsitzende Sylvia Wiederspahn. Neben Kirche und Gemeindezentrum Bremkamp stehen seit dem Sommer auch die Gemeinderäume am Dasnöckel leer. Das Presbyterium prüft derzeit verschiedene Varianten.
Einen deutlichen Schritt weiter ist die Gemeinde mit dem Gelände an der Goerdelerstraße. Dort sollen in den kommenden Wochen die Bauarbeiten beginnen. „Eine Baugenehmigung haben wir bereits“, sagte Sylvia Wiederspahn. Vorgesehen sind drei Häuser mit 20 barrierefreien Wohnungen. Ein Haus will die Gemeinde Vohwinkel behalten, zwei Gebäude übernimmt der planende Architekt. Vom Tisch sind die Pläne für eine gemeinsame Kindertagesstätte mit der Gemeinde Sonnborn an der Lessingstraße. Grund ist das eigene Bauvorhaben, das die Nachbargemeinde zwischen Kirchhofstraße und Sonnborner Straße zusammen mit der Lebenshilfe verfolgt. „Es bleibt aber beim Ausbau der Kita Lessingstraße“, sagte Sylvia Wiederspahn.
Weitere Pläne der Gemeinde sehen ein moderneres Konzept bei der Kirchenmusik vor. Mit Blick auf den Ruhestand von Kantor Achim Maertins in zwei Jahren will die Gemeinde auf Absolventen der Kirchlichen Hochschule für Musik in Witten zugehen. Diese werden auch in den Bereichen Rock, Pop und Soul ausgebildet. „Es soll aber weiter eine hauptamtliche Stelle für Kirchenmusik geben“, sagte Carola Weinhold.