Bombe lässt Abifeier platzen

Im Signalwerk an der Vohwinkler Straße wurde am Freitag ein Sprengkörper aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft. Probleme hatten nur die Schüler.

Vohwinkel. Es sollte ihr Tag werden, ihr großer Auftritt. Jahrelang hatten sie darauf hingefiebert, monatelang geplant und organisiert. So steht es auf ihren Pullovern: „13 Jahre warten auf Freitag“, lautet das Motto des aktuellen Abiturjahrgangs des Gymnasiums Vohwinkel, der am Freitag mit einer großen Show in der Turnhalle seinen letzten Schultag feiern wollte. Doch dann macht den 90 Schülern eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg einen Strich durch Rechnung.

Die Fünf-Zentner-Bombe, die am Mittwoch auf dem Gelände des Signalwerks an der Vohwinkler Straße entdeckt wurde, wird am Freitag um 12 Uhr entschärft. Dafür müssen 30 Einfamilienhäuser im Umkreis von 250 Metern evakuiert werden. Und da die Schule das nächstgelegene städtische Gebäude ist, bietet die Turnhalle die einzige Gelegenheit, die Bewohner der gesperrten Straßen, die keine Alternative haben, für die Zwischenzeit unterzubringen.

„Das ist einfach schade. Die Stimmung ist dahin, außer uns beiden sind alle schon nach Hause gegangen“, sagt Domagoj Miloloza. „Wir haben eben überlegt, ob wir die Feier nach den Ferien nachholen, aber das ist doch auch nicht dasselbe“, ergänzt sein Mitschüler Bart König. Selbst Sportlehrer Georg Brinkhaus ist enttäuscht: „Mir tun die Schüler Leid. Diesen Tag gibt es nur ein Mal im Leben. So etwas ist nicht verschiebbar.“

Ein paar hundert Meter weiter, auf dem Ludgerweg, ist die Stimmung entspannter. Seit 10 Uhr ist das Ordnungsamt mit 25 Mitarbeitern unterwegs und bittet die Anwohner, bis 11.15 Uhr ihre Häuser zu verlassen. Das klappt bis auf Kleinigkeiten reibungslos. Eine ältere Dame muss per Krankenwagen abgeholt werden, ein älterer Bewohner weigert sich mitzukommen. Nach einem kurzen Gespräch mit dem Ordnungsamt stimmt auch er zu.

Keine Probleme mit der Räumung hat indes Mandy Irmscher: „Das ist halt so. Ich fahre in die Stadt und mache ein paar Besorgungen.“ Eine andere Idee hat Horst Scharwächter: „Ich gehe jetzt einen trinken“, sagt er lachend. Angst hat der Rentner nicht: „Ich habe die beiden Bombennächte 1943 in Elberfeld und Barmen erlebt, so etwas kann mich nicht schocken.“ Auch Ulrike Frank bleibt gelassen: „Ich habe keine Angst. Da sind doch Experten am Werk.“

Gegen 12.25 Uhr sind die angesprochenen Experten fertig. Alles lief glatt. Jost Leisten vom Kampfmittelräumdienst hat die amerikanische Fliegerbombe, die 1944 fiel, aber nicht explodierte, entschärft. Gefährlich sei so etwas immer, „vor allem weil der Zünder im Laufe der Jahre ziemlich abgefressen war. Aber wir hatten keine Probleme.“