Eine alte Eiche ist Zeuge des Wandels
Der Baum an der Ehrenhainstraße hat nur durch Zufall den Ausbau der Straße überlebt.
Vohwinkel. Sie überblickt weithin stoisch den Vohwinkeler Süden. Die Eiche an der Ehrenhainstraße kurz hinter der Autobahn ist stummer Zeitzeuge der Ausdehnung des Stadtteils. Wo sich früher weite Felder erstreckten, stehen heute Wohnhäuser. Viele der alten Bäume wurden gefällt. Die Eiche aber hat die Jahrzehnte überdauert. Sie steht seit längerem unter Naturschutz. Ursula Kneusels und Dorothea Linden verbinden mit dem großen Baum Erinnerungen an ihre Kindheit und Jugend.
Anfang der 50er-Jahre zogen die Schwestern mit ihrer Familie von der Schlieffenstraße in den Bereich Ehrenhainstraße. Dort hatte ihr Vater ein neues Haus gebaut. Später errichtete er ein weiteres Gebäude direkt an der Ehrenhainstraße. Dort wohnt Ursula Kneusels noch heute mit ihrem Mann Rolf Kneusels — gegenüber der alten Eiche.
Ende der 50er-Jahre entstand ein Foto mit Dorothea Linden und einer weiteren Schwester, die heute in Norddeutschland lebt. Fast 60 Jahre später wurde dieses jetzt nachgestellt — diesmal mit Dorothea Linden und Ursula Kneusels. Dabei zeigt sich, wie stark sich das Gebiet verändert hat. Die Ehrenhainstraße sei noch ungepflastert gewesen und ähnelte eher einem Fußweg. Die insgesamt sieben Geschwister genossen das sehr. „Für uns war der ganze Bereich ein großer Spielplatz“, sagt die Vohwinkelerin. Im Winter wurde auf der abschüssigen Straße mit dem Schlitten gefahren. Der Weg verlief in Richtung Norden bis zum späteren Ausbau links an der Eiche vorbei. Heute ist es umgekehrt. Damit wurde Rücksicht auf den großen Baum genommen.
Das dieser die Straßenbaumaßnahme überlebte und nicht gefällt wurde, war ein Glücksfall. Wie und wann genau die alte Aufnahme entstanden ist, kann Dorothea Linden heute nicht mehr genau sagen. „Ich muss damals so etwa zehn Jahre alt gewesen sein“, berichtet sie. Die Eiche und die umgebende Natur sind in ihren Erinnerungen noch sehr lebendig. Wo heute die Autobahnbrücke verläuft, ging es damals durch eine Senke. „Das war wie ein Hohlweg“, weiß Dorothea Linden. In der Nähe stand ein Wäldchen, das für den Bau der A46 abgeholzt wurde. „Das fand ich sehr schade“, sagt die gebürtige Vohwinkelerin.
Auch der Bau der Häuser am Dasnöckel veränderte ihr Lebensumfeld. In den 50er-Jahren stand dort nur der Wasserturm. Mit der Bebauung wurde dann auch die Ehrenhainstraße ausgebaut. „Das bedeutete mehr Verkehr, da die Straße auch als Abkürzung nach Solingen benutzt wurde“, erklärt Hans-Jügen Momberger. Der Lokal-Experte kann sich noch gut an die Diskussionen erinnern. Zeitweise sei sogar ein Durchfahrtsverbot auf den sich anschließenden Straßen hinter der Stadtgrenze diskutiert worden. „Da hat aber Solingen nicht mitgemacht“, sagt Hans-Jürgen Momberger. Schließlich wurde die Ehrenhainstraße auf Druck einer Bürgerinitiative in eine Anliegerstraße umgewandelt. Erst im vergangenen Jahr wurde die entsprechende Beschilderung abgebaut.