Elfenhang: „Man schämt sich, hier zu wohnen“

Mieter kritisieren den Zustand der Siedlung Engelshöhe / Elfenhang.

Vohwinkel. Nach dem Rehsiepen und dem Schmitteborn gibt es nun auch im Wuppertaler Westen massive Kritik am jahrelangen Verfall großer Siedlungshäuser, die im sozialen Wohnungsbau entstanden und nun Investoren außerhalb der Stadt gehören.

"Man schämt sich, hier zu wohnen", bringt es Hans Lonken im Gespräch mit der WZ auf den Punkt. Der Wuppertaler wohnt seit 1971 im Mehrfamilienhaus am Elfenhang 35. Als vor kurzem auch noch die Versorgung mit Kabelfernsehen gekappt wurde, weil der Vermieter angeblich seine Rechnung beim TV-Anbieter nicht beglich, war das Maß endgültig voll. "Hier gibt es immer wieder Probleme, und das seit etwa drei Jahren."

So wartet Lonken nach eigenen Angaben seit Monaten auf die Rückererstattung zuviel gezahlter Nebenkosten - mehr als 80 Euro. Einen funktionierenden Winterdienst gebe es schon lange nicht mehr - ebenso wie die Pflege der Außenanlagen und des inzwischen zugemüllten Sandkastens.

Sabine Gabriel, Mieterin in einem Mehrfamilienhaus an der Engelshöhe 65, berichtet unterdessen von Ausfällen bei der Wasserversorgung, Schimmel und leerstehenden Wohnungen, die bei Reparaturen als "Ersatzteillager" herhalten müssen, weil für Neuteile das Geld fehlt. "So geht das nicht weiter."

Selbst auf Mietkürzungen folge keine Reaktion. "Denen scheint das alles egal zu sein." Einer Nachbarin, der beim Putzen gleich der ganze Fensterrahmen aufs Knie fiel, habe man keine Reparatur des Fensters, sondern eine andere Wohnung im Haus angeboten.

In beiden Fällen werden die Häuser durch das Unternehmen Treureal mit Hauptsitz in Mannheim verwaltet: Am Elfenhang handelt es sich um 93 Wohnungen, an der Engelshöhe um 244 Wohnungen, berichtet Unternehmenssprecher Heinz Colligs auf WZ-Nachfrage. Das TV-Problem sei bekannt, man bemühe sich um eine Lösung. Gestern Vormittag jedenfalls gab es am Elfenhang mit einem Mal wieder Kabelfernsehen.

Treureal könne jedoch nicht den Vorwurf machen, sich nicht um die Siedlungshäuser zu kümmern, erklärt Colligs. Als Verwalter seien dem Unternehmen "die Hände gebunden", da vertraglich festgeschrieben sei, dass Zahlungen - etwa für Reparatur- und Wartungsarbeiten in den Häusern - "nur mit direkter Freigabe des Eigentümers" geleistet werden dürfen.

Beim Eigentürmer der Häuser in Vohwinkel handelt es sich um eine Besitzgesellschaft mit Sitz in Frankfurt am Main, die wiederum Interessen britischer Investoren vertritt. Von Oktober 2007 bis 2008 habe man die Verwaltung der Häuser übernommen, dabei eine Bestandsaufnahme der Gebäude erstellt und an die Eigentümer weitergeleitet, berichtet Colligs. Damit seien die Probleme bekannt, Treureal etwa bei der Beauftragung von Handwerkern "strikt weisungsgebunden."

Ein schwacher Trost für die Mieter: "Wir können unseren Mitgliedern nur raten, in solchen Fällen persönlich zu handeln", erklärt der Vorsitzende des Mietervereins Wuppertal, Werner Foltin. Jenseits dessen stehe dieses Beispiel für eine grundsätzliche Entwicklung, die sich auch in anderen Quartieren zeige.

Mieterverein: Immer mehr Vermieter sind immer schlechter zu erreichen In vielen Fällen sind neue Hausbesitzer als Vermieter bei Problemen im Bestand kaum noch zu erreichen - besonders, wenn es sich um Großinvestoren aus dem Ausland handelt. Und gerade das ist in Wuppertal immer häufiger der Fall. So sieht Foltin Gesprächsbedarf auf allen Ebenen - ohne dass die betroffenen Quartiere stigmatisiert werden. Die Probleme zu verschweigen, sei allerdings auch der falsche Weg.

Für Hans Lonken liegt der Fall klar auf der Hand: "Wenn nichts passiert, gibt es hier eines Tages keine Mieter mehr." Sabine Gabriel fragt zudem nach den Verantwortlichen, die einen Verkauf der Häuser aus öffentlicher Hand an solche Investoren überhaupt erst möglich machten: "Das ist und bleibt unverantwortlich."